Daktylus

Der Finger: ein langes Element gefolgt von zwei kurzen Elementen.

Der Daktylus (altgriechisch δάκτυλος dáktylos, deutsch ‚Finger‘; Plural: Daktylen; in metrischer Formelnotation da) ist in der Verslehre ein aus einem langen bzw. betonten und zwei kurzen bzw. unbetonten Teilen bestehender Versfuß. Daktylische Versmaße, insbesondere der Hexameter als Vers der homerischen Epen Ilias und Odyssee, sind die wichtigsten Versmaße der antiken Dichtung, aber auch in der Dichtung der Neuzeit sind daktylische Verse verbreitet.

In der quantitierenden antiken Verslehre besteht der Daktylus aus einer Länge (elementum longum, Symbol —) und einer Doppelkürze (elementum biceps, Symbol ◡◡), im metrischen Schema wird er demnach mit —◡◡ notiert. Das elementum biceps kann in vielen Versarten sowohl mit zwei kurzen Silben (—◡◡, der eigentliche Daktylus) als auch mit einer langen Silbe (——, der als Spondeus verwirklichte Daktylus) in Erscheinung treten, in beiden Fällen beträgt die zeitliche Ausdehnung des Daktylus vier Moren.

Die Herkunft des Wortes von der griechischen Bezeichnung für Finger weist darauf hin, dass der Finger wie der Versfuß aus einem langen und zwei kurzen Gliedern besteht. Das Wort „Daktylus“ ist selbst ein Daktylus, also autolog.

Das metrische Gegenteil des Daktylus ist der Anapäst (◡◡—).

In der akzentuierenden Dichtung moderner Sprachen, insbesondere in der deutschen Dichtung, wird der Daktylus meist durch eine Hebung (betonte Silbe) und zwei Senkungen (unbetonte Silben) gebildet. Da man dem Daktylus, ähnlich wie dem Trochäus, einen fallenden Rhythmus zuschreibt, wird er nach einem Vorschlag von Ivo Braak auch als Doppelfaller bezeichnet.[1]

  1. Ivo Braak: Poetik in Stichworten. 8. Aufl. Stuttgart 2001, S. 82.

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