Familientherapie

Familientherapie ist ein psychologisches Verfahren, bei dem die Familie als soziales System im Zentrum der psychologischen Intervention steht. Hat die Familientherapie heilkundliche Zwecke, so ist sie eine Form der Gruppenpsychotherapie. Nichtheilkundliche Familientherapie wird auch Familienberatung genannt.

In der Familientherapie werden Veränderungen der Beziehungen zwischen den Mitgliedern von Familien angestrebt. Dabei wird betont, dass die Qualität der Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern sowie die Entwicklung von Verständnis und Empathie füreinander ein wesentlicher Faktor für das Funktionieren des familiären Systems (Triade) und das Wohlergehen der Familienmitglieder ist. Die unterschiedlichsten Schulen der Familientherapie teilen die Grundannahme, dass auch bei der Behandlung psychischer Störungen die Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess die Effektivität der Therapie steigert. Auch in der Palliativmedizin, die ebenfalls sowohl den Patienten als auch sein soziales Umfeld behandelt, können familientherapeutische Interventionen erforderlich sein und im Rahmen eines bewältigungsorientierten Ansatzes stattfinden, vor allem bei Überforderung der Familie (mit Zusammenbruch der Kommunikation, emotionalen Hemmungen, Rollenkonflikten und psychiatrischen Morbiditäten).[1]

Rein beratende Ansätze legen den Schwerpunkt zumeist auf die Aktivierung und Stärkung der Ressourcen der Familie, die zur selbständigen Lösung der familiären Probleme verfügbar sind. Die Berater geben Hinweise und Anregungen und versuchen gemeinsam mit der Familie Lösungswege und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.[2]

Anbieter von Familientherapie sind Psychotherapeuten, Psychologen sowie Fachkräfte aus anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Familienberatung wird auch von institutionellen Trägern angeboten. Aufgrund des Kinder- und Jugendhilfegesetzes sind in Deutschland „Erziehungsberatungsstellen“ eingerichtet worden. „Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen“ bieten ebenfalls Familienberatung an. In Österreich und der Schweiz ist die familientherapeutische Versorgungssituation trotz anderer gesetzlicher Grundlagen ähnlich.

  1. Gerhard Strittmatter: Einbeziehung der Familie in die Krankenbetreuung und begleitende Familientherapie. In: Eberhard Aulbert, Friedemann Nauck, Lukas Radbruch (Hrsg.): Lehrbuch der Palliativmedizin. 2012, S. 1106–1138, insbesondere S. 1125 ff.
  2. Herbert Goldenberg, Irene Goldenberg et al.: Family Therapy: An Overview. Thomson Brooks, Belmont 2008, ISBN 978-0-495-09759-4.

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