Klerikalismus

Klerikalismus (von Klerus) bezeichnet das Bestreben, der Geistlichkeit einer Religion mehr Einfluss in einem Staat zu verschaffen (im Gegensatz zu Laizismus), oder das Bestreben, der Geistlichkeit innerhalb einer Religion im Vergleich zu den Laien mehr Gewicht zu geben (im Gegensatz zu Antiklerikalismus). In der Philosophie und Politikwissenschaft steht Klerikalismus auch für die Herrschaft des Klerus bzw. der Priester.

Der Begriff Klerikalismus wurde im 19. Jahrhundert in den Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche geprägt und seitdem besonders von Liberalen, Sozialisten und entschieden die Staatsautorität verfechtenden Kreisen auf diejenigen Kräfte bezogen, die ihrer Auffassung nach Weisungen und Dogmen der (katholischen) Amtskirche im politisch-gesellschaftlichen Raum umzusetzen suchten. In der Zeit der Weimarer Republik geschah dies insbesondere durch Einflussnahme auf die Zentrumspartei. Innerkirchliche klerikale und antiklerikale Strömungen gibt es heute in den meisten großen christlichen Kirchen mit zyklisch wechselndem Übergewicht.

Der Soziologe Franz-Xaver Kaufmann beobachtet eine neue „Stoßrichtung“ bei der Verwendung des Klerikalismus-Begriffs durch Papst Franziskus. Dieser verstehe unter Klerikalismus „eine kritikwürdige, im Klerus verbreitete Haltung oder Einstellung gegenüber den Laien innerhalb der Kirche, nicht im Verhältnis von Kirche und anderen gesellschaftlichen Gestaltungsbereichen.“[1]

  1. Franz-Xaver Kaufmann: Kritik des Klerikalismus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. Juli 2019, S. 6.

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