Organizismus

Als Organizismus oder organizistischen Holismus bezeichnet man in der Biologie die These, dass sich viele biologische Fragen nur beantworten lassen, wenn man einzelne Lebewesen als individuelle Organismen bzw. Untersuchungsgegenstände oberhalb der Ebene des individuellen Organismus – wie zum Beispiel Populationen, Biozönosen und Ökosysteme – nach dem Modell des individuellen Organismus untersucht. Der Organizismus steht somit einem biologischen Elementarismus und Reduktionismus gegenüber, der biologische Makrophänomene generell auf biologische Mikrophänomene zurückführen will. Ernst Mayr beschreibt den Organizismus wie folgt: „Zusammenfassend kann man den Organizismus am besten als eine doppelte Überzeugung beschreiben: Zum einen ist es wichtig, den Organismus als Ganzes zu betrachten. Zum anderen ist Ganzheit nicht mysteriös der Analyse verschlossen, sollte jedoch auf der richtigen Analyseebene studiert werden.“[1] Diese richtige Analyseebene ist die der kausalen Abhängigkeiten zwischen den Teilen oder 'Organen' des betrachteten Gegenstandes, die im Organizismus als wechselseitig begriffen werden.[2] In den Sozialwissenschaftenen versteht man darunter Konzepte, die biologische Konzepte auf Großgruppen von Menschen wie Staaten, Gesellschaften oder Völker übertragen.

  1. Ernst Mayr: This Is Biology: The Science of the Living World , Belknap Press 1998, ISBN 0-674-88469-8
  2. Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft (1790). Werkausgabe, Bd. X. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1996; Peter McLaughlin: What functions explain. Functional explanation and self-reproducing systems. Cambridge University Press, Cambridge 2001; Kristian Köchy: Perspektiven des Organischen. Biophilosophie zwischen Natur- und Wissenschaftsphilosophie. Schöningh, Paderborn 2003.

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