Ahmad Schah Massoud

Ahmad Schah Massoud (persisch احمد شاه مسعود, auch Ahmed Schah Massud, englische Umschrift Ahmad Shah Massoud; * 1. September 1953 in Pandschschir; † 9. September 2001 in Tachar) war ein afghanischer Mudschaheddin-Kämpfer. Er war der Anführer des afghanischen Widerstands gegen die Taliban. Ende 2001 wurde er zum „Nationalhelden der afghanischen Nation“ ernannt. Jedoch wird er teilweise auch als Kriegsverbrecher angesehen.[1][2][3]

Massoud, der der Volksgruppe der Tadschiken angehörte, war ein tiefgläubiger Muslim und überzeugter Gegner extremistischer (u. a. wahabitischer) Interpretationen des Islams, wie sie die Taliban, al-Qaida oder das saudische Königshaus verfolgen.[4] Massoud, ein Sunnit, trug stets ein Buch des al-Ghazālī bei sich.[5] Für seine Anhänger war er nicht nur militärischer Anführer, sondern auch Lehrer und religiöses Vorbild. Sie nennen ihn auch Āmer Sāheb-e Schahīd (freie deutsche Übersetzung: „[Unser] geliebter Befehlshaber [und] Märtyrer“).[5]

Massoud spielte eine Hauptrolle beim militärischen Rückzug der Sowjetunion aus Afghanistan, was ihm den legendären Namen „Löwe von Pandschschir“ einbrachte. Das Wall Street Journal nannte ihn auf seinem Titelblatt: „Der Afghane, der den Kalten Krieg gewann“. Nach dem Abzug der Sowjetarmee und dem Fall des kommunistischen Regimes 1992 wurde Massoud durch die Peschawar-Abkommen, einen Friedensvertrag verschiedener afghanischer politischer Parteien, zum Verteidigungsminister in der Regierung von Präsident Burhānuddin Rabbāni ernannt. Der Milizenführer Gulbuddin Hekmatyār, der unter der Kontrolle des pakistanischen Geheimdienstes ISI stand und nach diktatorischer Macht strebte, startete jedoch mit Hilfe Pakistans einen jahrelangen Krieg in der Hauptstadt Kabul. Da Hekmatyār erfolglos blieb, wandte sich Pakistan 1994 den Taliban zu, die Anfang 1995 eine militärische Offensive starteten und Kabul nach mehrmonatiger Belagerung im September 1996 eroberten.[6][7] Massoud zog sich in den Norden Afghanistans zurück. Unter seiner Führung wurde die Vereinte Front zu einer nationalen militärisch-politischen Widerstandsbewegung gegen die Taliban, der Vertreter aller Ethnien Afghanistans (Tadschiken, Paschtunen, Usbeken, Hazara, Turkmenen und andere) angehörten. Zwischen 400.000 und 1.000.000 afghanischer Zivilisten flohen vor den Taliban in die von ihm kontrollierten Gebiete.[8] Kurz nach dem tödlichen Attentat auf Massoud, der die Demokratie als die einzige Staatsform ansah, um Afghanistan dauerhaft Frieden bringen zu können, stürzte die Vereinte Front schließlich Ende 2001 mit amerikanischer Luftunterstützung das Talibanregime in Kabul und errichtete eine Übergangsregierung, die bis zu den demokratischen Wahlen im Jahr 2004 regierte.

  1. heise online: Afghanistans kalter Krieger und sein Vermächtnis. 18. Oktober 2020, abgerufen am 28. September 2021.
  2. Feroz, Emran (17. August 2012). Fragwürdige Kriegshelden (Memento vom 8. März 2017 im Internet Archive), Zenith-Magazin.
  3. Human Rights Watch: Afghanistan: Kriegsverbrecher müssen zur Rechenschaft gezogen werden. 7. Juli 2005, abgerufen am 28. September 2005.
  4. Latham, Judith (March 12, 2008). Author Roy Gutman Talks About What Went Wrong in the Decade Before 9/11 Attacks (Memento vom 9. April 2008 im Internet Archive), Voice of America News.
  5. a b Marcela Grad: Massoud – Portrait of the Legendary Afghan Leader; Webster University Press; 2009
  6. Roy Gutman: How We Missed the Story: Osama Bin Laden, the Taliban and the Hijacking of Afghanistan, Endowment of the United States Institute of Peace, 1st ed., Washington D.C 2008.
  7. Amin Saikal: Modern Afghanistan: A History of Struggle and Survival. I.B. Tauris & Co Ltd., London/New York 2004.
  8. National Geographic: Inside the Taliban.

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