Aktionsart

Die Aktionsart (auch als Handlungsstufe, Phasenbedeutung, Situationsaspekt, Situationssorte, lexikalischer Aspekt bezeichnet) ist ein Begriff aus der Sprachwissenschaft für eine Klassifikation von Verben, die sich aus der unterschiedlichen Verlaufsweise und Begrenzung des bezeichneten Geschehens ergibt. In erster Linie handelt es sich um Bedeutungsklassen, ihnen können u. U. aber auch Formklassen entsprechen.

Die Aktionsart bezieht sich, in den Worten der Duden-Grammatik,[1] „auf Zusammenhänge zwischen dem vom Verb bezeichneten Geschehen oder Sachverhalt und dem Verlauf der Zeit“, muss hierbei aber vom Aspekt unterschieden werden. Während der Aspekt eine morphologisch-grammatische Erscheinung ist, gehört die Aktionsart in den Bereich der Wortbedeutung einzelner Verben.[2] Die Bezeichnungen Situationsaspekt oder lexikalischer Aspekt für Aktionsart sind also missverständlich und müssen vom reinen Aspekt (grammatischen Aspekt, manchmal auch Perspektivenaspekt) abgegrenzt werden.[3]

Die Aktionsart eines Verbs charakterisiert unter anderem den Verlauf, die Ausdehnung und das Ergebnis eines Vorgangs. Beispiel:

Er suchte sein Auto zwanzig Minuten lang.
?? Er fand sein Auto zwanzig Minuten lang wieder.

Der erste Beispielsatz ist akzeptabel, man kann ein Auto „eine gewisse Zeit lang suchen“, hingegen kann man ein Auto nicht „stundenlang finden“. Der Grund der Inakzeptabilität hängt mit der inhärenten zeitlichen Struktur des durch das Verb ausgedrückten Ereignisses zusammen. Während „suchen“ ein zeitlich ausgedehntes Ereignis versprachlicht, drückt das Verb „wiederfinden“ ein punktuelles Ereignis aus. Dies zeigt sich dann auch an der Unvereinbarkeit mit einem durativen Zeitadverbial.

Auch wenn die Aktionsart eines Verbs lexikalischer Natur ist, kann sie dennoch durch morphologische Mittel am Verb signalisiert werden (es handelt sich dann aber um Wortbildung, nicht um Flexion), oder sie kann unmarkiert sein und allein aus der Verbbedeutung hervorgehen. Das Deutsche verfügt durch seine Verbalpräfixe über ein lexikalisches Mittel, um zu einem Verbstamm Varianten mit verschiedener Aktionsart zu bilden: So bezeichnet „verblühen“ das Ende der Situation „blühen“ (also eine egressive Aktionsart) oder „loslaufen“ das Einsetzen der Handlung, die als „laufen“ bezeichnet wird (ingressive Aktionsart); „blühen“ und „laufen“ an sich sind hingegen durative Verben.[4] So werden Aktionsarten in der Verbbedeutung ausgedrückt; Aspekte dagegen sind grammatikalisiert und werden durch Kontraste zwischen Verbformen (also im Verbalparadigma) ausgedrückt. Das Deutsche hat im angegebenen Sinne Aktionsarten, wie auch die Beispiele zeigen, aber keinen Aspekt.

Es gibt Analogien zur Aktionsart im Bereich der Substantive, nämlich in der Unterscheidung zwischen zählbaren Substantiven und Massenausdrücken (etwa Stoffnamen). So kann ein Substantiv für ein abgegrenztes Objekt stehen, etwa „Apfel“ oder für ein homogenes Aggregat, z. B. „Apfelmus“. Dieser Kontrast verhält sich ähnlich wie der zwischen dem punktuellen Verb „finden“ und dem durativen „suchen“.

  1. Duden – Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch. 8. Auflage. ( = Duden, Band 4). Bibliographisches Institut, Mannheim 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 408.
  2. Bernd Kortmann: The Triad „Tense-Aspect-Aktionsart“. Problems and possible solutions. In: Carl Vetters (Hrsg.): Perspectives on aspect and Aktionsart. Belgian journal of linguistics, 6., Ed. de l'Univ. de Bruxelles, Brüssel 1991, S. 9–27.
  3. Carola S. Smith: The Parameter of Aspect. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht 1991 ist ein Beispiel für eine Differenzierung zwischen „Situationsaspekt“ (situation aspect) und Perspektivenaspekt (viewpoint aspect).
  4. Thea Schippan: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. Niemeyer, Tübingen 1992, ISBN 3-484-73002-1, S. 46.

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