Analogie (Biologie)

Flugfähigkeit hat sich bei Pterosauriern (1), Fledertieren (2) und Vögeln (3) konvergent entwickelt. Die Flügel dieser Wirbeltiergruppen sind analoge Organe (als Vordergliedmaßen homologe Organe). Die Flügel werden bei Pterosauriern vom 4. Finger getragen, bei den Fledertieren vom 2. bis 5. Finger, bei den Vögeln wesentlich vom 2. Finger.[1]

Eine Analogie (griechisch ἀναλογία, analogia „Entsprechung“) ist in der Biologie eine Ähnlichkeit der Struktur von Organen, Proteinen, Genen oder Verhaltensweisen unterschiedlicher Lebewesen, die bei diesen jeweils stammesgeschichtlich unabhängig entstanden ist. Demnach wiesen die gemeinsamen Vorfahren dieser Lebewesen diese Ausprägung noch nicht auf. Eine Analogie ist oft an eine einander entsprechende Funktion gebunden.

Die Entwicklung von analogen Merkmalen bei nicht näher verwandten Arten wird als konvergente Evolution (auch konvergente Entwicklung oder Parallelevolution) oder kurz als Konvergenz bezeichnet. Die Existenz von Konvergenz bedeutet, dass die bloße Ähnlichkeit eines Merkmals noch keinen Rückschluss auf Verwandtschaft erlaubt. Ähnliche Merkmale deuten möglicherweise nur auf dieselbe oder eine ähnliche Funktion hin. Auch eine zufällige oder durch gleich verlaufene adaptive Radiation[2] entstandene Ähnlichkeit kann nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Vor allem in der Molekularbiologie spricht man beim Vorkommen von gemeinsamen Merkmalen, die auf Analogie zurückgehen und daher nichts über die Verwandtschaftsbeziehungen der untersuchten Arten aussagen, von Homoplasie.[3]

Das Gegenteil – gemeinsame Merkmale, die von einem gemeinsamen Vorfahren ererbt und dadurch einander ähnlich sind – wird als Homologie bezeichnet. Homologe Organe oder Gene haben den gleichen stammesgeschichtlichen Ursprung, aber nicht unbedingt die gleichen Funktionen. Sie können sich über lange Zeiträume auseinanderentwickeln (Divergenz) und dann beim Vergleich der Arten sehr unterschiedlich aussehen. Die Ähnlichkeit von Merkmalen zwischen verschiedenen Arten unabhängig von ihrer Homologie bzw. Analogie, z. B. wenn diese unbekannt oder umstritten ist, wird als Korrespondenz bezeichnet.[4]

Von Analogie bzw. Homologie wird im Allgemeinen nur in Bezug auf Merkmale gesprochen. Es ist vorgeschlagen worden, die Begriffe auch auf die Funktionen zu beziehen,[5] dies ist aber normalerweise nicht üblich.

  1. Ulrich Lehmann: Paläontologisches Wörterbuch. 4. Auflage. Enke, Stuttgart 1996.
  2. Neil A. Campbell, Jane B. Reece: Biologie. Spektrum-Verlag, Heidelberg/Berlin 2003, ISBN 3-8274-1352-4, S. 583–584, 842, 1006, 1330.
  3. Ray Lankester: On the Use of the Term Homology in Modern Zoology, and the Distinction between Homogenetic and Homoplastic Agreements. In: The Annals and Magazine of Natural History, Zoology, Botany, and Geology. 4. Serie, Band 6, 1870, S. 34–43.
  4. Michael T. Ghiselin: Homology as a relation of correspondence between parts of individuals. In: Theory in Biosciences. 124, 2005, S. 91–103. doi:10.1016/j.thbio.2005.08.001
  5. George V. Lauder: Homology, Form and Function. In: Brian K. Hall (Hrsg.): Homology: The Hierarchical Basis of Comparative Biology. Elsevier, 2013, ISBN 978-0-08-057430-1, Chapter 4.

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