Biologisches Geschlecht

Das biologische Geschlecht (vereinfacht Geschlecht) ist eine in der Biologie übliche Einteilung von individuellen Lebewesen nach der Produktion von Keimzellen im Rahmen der geschlechtlichen oder sexuellen Fortpflanzung. Bei sexueller Fortpflanzung mit Keimzellen ungleicher Größe (Anisogamie) werden die Individuen, die die größeren Keimzellen produzieren, weiblich, diejenigen, die die kleineren Keimzellen produzieren, männlich genannt.[1] Bei Eukaryoten ist die geschlechtliche Fortpflanzung nahezu universell, die Aufteilung der Keimzellen (wenn solche ausgebildet werden) auf zwei Typen oder Klassen von Individuen aber nicht. Bei den Arten und Individuen, bei denen es männliche und weibliche Individuen gibt, ist eine Differenzierung auch der nicht der Fortpflanzung dienenden, somatischen Zellen, ggf. auch daraus gebildeter Gewebe und Organe, ebenfalls nicht universell. Sind männliche und weibliche Individuen, auch abseits der Keimdrüsen und Fortpflanzungsorgane selbst, anhand eindeutiger Merkmale unterscheidbar, wird das Geschlechtsdimorphismus genannt.

Die Anwendung des Konzepts des biologischen Geschlechts beim Menschen (biologisch betrachtet die Primatenart Homo sapiens), wird im Rahmen der feministischen Wissenschaftstheorie, insbesondere im Rahmen der Queer-Theorie heute problematisiert. Unstrittig ist dabei, dass es Menschen gibt, deren körperliche Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig als weiblich oder männlich einzuordnen sind; diese werden intersexuell genannt. Der Intersexualität entsprechende Phänomene sind auch bei anderen Tierarten weit verbreitet.

In der medizinischen und sozialwissenschaftlichen Literatur wird dem biologischen Geschlecht ("sex") auch das soziale Geschlecht („Gender“) an die Seite gestellt. Die Beziehung beider zueinander ist seit ihrer Etablierung in der Medizin ab den 1950er Jahren kontinuierlich und vielseitig Gegenstand der Debatte.[2][3] Einflussreich ist insbesondere das Werk Das Unbehagen der Geschlechter der Philosophin Judith Butler, der zufolge das biologische Geschlecht (sex) ebenso sozial determiniert sei wie das soziale Geschlecht (gender).[4]

Menschen, bei denen die Zuweisung des biologischen Geschlechtes nicht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt oder die für sich selbst die Zuordnung insgesamt ablehnen, sind transgender.[5][6]

  1. spektrum.de: Geschlecht. Abgerufen am 2. Juli 2023.
  2. Paula-Irene Villa: Sex – Gender: Ko-Konstitution statt Entgegensetzung. In: Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-12500-4, S. 1–11, doi:10.1007/978-3-658-12500-4_4-1.
  3. Carolin Küppers: Soziologische Dimensionen von Geschlecht. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 2012, abgerufen am 13. Mai 2023.
  4. vgl. Judith Butler: Gender Trouble. Neuauflage (Routledge Classics), Routledge, New York 2006. ISBN 978-0-415-38955-6, S. 148 ff.
  5. David Matthew Doyle: Transgender identity: Development, management and affirmation. In: Current Opinion in Psychology. Band 48, 1. Dezember 2022, ISSN 2352-250X, S. 101467, doi:10.1016/j.copsyc.2022.101467 (sciencedirect.com [abgerufen am 4. März 2024]).
  6. American Psychiatric Association: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. DSM-5-TR Auflage. American Psychiatric Association Publishing, 2022, ISBN 978-0-89042-575-6, doi:10.1176/appi.books.9780890425787.x14_gender_dysophoria.

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