Chthonismus

Chthonismus (von altgriechisch χθών chthon, deutsch ‚Erde‘ und -ismus) bezeichnet eine mythische Weltanschauung im Rahmen vieler ethnischer Religionen, in der die Erde im Zentrum der Verehrung steht.[1] Dazu zählt der animistische Glaube von der Beseeltheit aller Kreaturen und Naturerscheinungen, die pantheistische Vorstellung einer Mutter Erde im Sinne eines „mit Geist oder göttlicher Kraft ausgestatteten Planeten Erde[2][3] und die polytheistische Personifikation der Erde (des Erdbodens) als Erdgöttin. Im letztgenannten Fall besteht häufig ein zweigeteiltes Verhältnis von Erdmutter und Himmelsvater.

Ein frühes Beispiel bilden die vom antiken griechischen Dichter Hesiod um 700 v. Chr. als chthonische Götter (Chthonioi) bezeichneten Titanen mit der Muttergöttin Gaia und dem Himmelsgott Uranos als Ursprung des olympischen Göttergeschlechts. Von diesem Ursprung der Bezeichnung abgeleitet, werden allgemein mit dem Erdreich oder der Unterwelt in Verbindung stehende Gottheiten und andere Wesen als chthonisch bezeichnet („der Erde angehörend; unterirdisch“;[4] siehe auch chthonische Tiere).[5]

  1. Goldsmith: Der Weg. Ein ökologisches Manifest. 1. Auflage, Bettendorf, München 1996, ISBN 3-88498-091-2. S. 15–16, 461.
  2. Wilhelm Kühlmann: Pantheismus I, erschienen in: Horst Balz et al. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie, Band 25: „Ochino – Parapsychologie“. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1995/2000, ISBN 978-3-11-019098-4. S. 628.
  3. Geo Widengren: Religionsphänomenologie. Walter de Gruyter, Berlin 1969, ISBN 978-3-11-002653-5. S. 125–126.
  4. Duden online: chthonisch. Stand: Juli 2014, abgerufen am 24. August 2014.
  5. Ein Beispiel zum „chthonischen Moloch“ bei Klaus Bieberstein: Die Pforte der Gehenna. Die Entstehung der eschatologischen Erinnerungslandschaft Jerusalems. In: Bernd Janowski u. a. (Hrsg.): Das biblische Weltbild und seine altorientalischen Kontexte (= Forschungen zum Alten Testament. Band 32). Mohr Siebeck, Tübingen 2001, ISBN 3-16-147540-2, S. 503–539, hier S. 516–518 (Leseprobe in der Google-Buchsuche).

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