Eigenbluttherapie

Unter dem Begriff Eigenbluttherapie oder Eigenblutbehandlung werden verschiedene Verfahren verstanden, denen gemeinsam ist, dass dem Patienten zunächst eine bestimmte Menge Blut entnommen wird, um es anschließend wieder zu injizieren oder zu infundieren, wobei es bei manchen Methoden vorher auf verschiedene Weise behandelt wird.[1] Die Befürworter der Eigenbluttherapie sehen die verschiedenen Verfahren als „unspezifische Reiztherapien“[2] oder unspezifische Umstimmungstherapien an.[3] Diese gehören zu den alternativmedizinischen Verfahren. Das körpereigene Blut soll als Fremdkörperreiz dienen.[4] Ursprung der Eigenbluttherapie sind Experimente des englischen Arztes William Highmore 1874 sowie von Novotny im Jahre 1912. Als Begründer der Eigenbluttherapie gelten die in den USA lebenden schwedischen Ärzte Elfstrom und Grafstrom, die 1898 erstmals ihren Patienten bei schweren Infektionen Eigenblut verabreichten.[5] Der Berliner Chirurg August Bier hat der Eigenbluttherapie im Jahre 1905 zum Durchbruch verholfen.[6] Dokumentiert ist, dass die Behandlung mit Eigenblut in Deutschland mit Beginn des 20. Jahrhunderts bis etwa 1960 eine allgemein übliche ärztliche Behandlungsmethode mit unterschiedlichsten Indikationen war.[7] Die Einführung der Sulfonamide im Jahre 1932 führte zum allmählichen Rückgang der Eigenbluttherapie und wurde von der Therapie mit Antibiotika abgelöst.[8] Neben Heilpraktikern wird sie vorwiegend noch von naturheilkundlich tätigen Ärzten angewendet. Nach einer Umfrage aus dem Jahre 1997 haben ca. 75.000 Ärzte in Deutschland Eigenblut eingesetzt.[9] Im Jahre 2000 war sie das dritthäufigste naturheilkundliche Verfahren nach Akupunktur und Homöopathie.[7]

Die Eigenblutverfahren sind sowohl von der Eigenblutspende (Autotransfusion), als auch von verschiedenen Dialyseverfahren streng zu unterscheiden.

In der Praxis wird am häufigsten unverändertes Eigenblut angewendet.[8] Eine weitere häufige Variante der Eigenblutbehandlung enthält eine Zusetzung von Ozon. In der Regel wird die Eigenbluttherapie mehrfach wiederholt.

Die medizinische Wirksamkeit des Verfahrens ist aufgrund fehlender randomisierter kontrollierter Studien wissenschaftlich nicht belegt, bei einzelnen Indikationen sogar widerlegt.

  1. Krebs, Praxis der Eigenbluttherapie, 5. Auflage 2008.
  2. Schürer-Waldheim, F.: Über die Wirkungsweise der Eigenblutbehandlung. In: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Springer, April 1933, ISSN 1435-2451, S. 352–362.
  3. Höveler, Victor: Eigenbluttherapie: Eine Fibel für die Praxis. 7. Auflage. Haug, Heidelberg 1998, ISBN 3-7760-1701-5, S. 14.
  4. Gündling P W: Stellenwert der Eigenbluttherapie bei akuten Atemwegsinfekten. In: EHK. Haug, 2009, S. 14–20, doi:10.1055/s-0029-1213489.
  5. Harald Krebs: Eigenbluttherapie. In: Volker Schmiedel, Matthias Augustin (Hrsg.): Leitfaden Naturheilkunde. 7. Auflage. Urban & Fischer / Elsevier, 2017, ISBN 978-3-437-55143-7, S. 207.
  6. Gedeon: Eigenbluttherapie und andere autologe Verfahren - Ein Lehrbuch für die ärztliche Praxis. Hrsg.: Wolfgang Gedeon. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 2000, ISBN 3-8304-7021-5, S. 16.
  7. a b Jobst D et al.: Helfen intramuskuläre Eigenblutgaben bei chronisch rezidiven Infekten der Atemwege? - Fußangeln auf dem Weg einer randomisierten Studie. In: Z Allg Med. Nr. 81, 2005, S. 258–263.
  8. a b Helmut Sauer: Eigenbluttherapie, Sauerstoff- und Ozontherapie. In: Karin Kraft, Rainer Stange (Hrsg.): Lehrbuch Naturheilverfahren. Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8304-5333-8, S. 468–484.
  9. Bühring M et al.: Eigenblutbehandlung in der Praxis. Erste Ergebnisse einer Umfrage. In: Z Allg Med. 1997, S. 73.

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