Ewiger Jude

Der Wandernde Jude von Gustave Doré
Bearbeitung des Motivs „Ewiger Jude“, Basel, 1820–1840, Jüdisches Museum der Schweiz

Der Ewige Jude (oder Wandernde Jude) ist die Hauptfigur einer christlichen Volkssage, die seit dem 13. Jahrhundert Verbreitung fand. Die Sage thematisierte ursprünglich einen Menschen unbekannter Herkunft, der Jesus Christus auf dessen Weg zur Kreuzigung verspottete und dafür von diesem verflucht wurde, unsterblich seine Wiederkunft zu erwarten. Bereits in den frühen Formen der Legende wurde die Figur gelegentlich als Jude bezeichnet, aber längst nicht immer. In der einzigen ausführlichen Version des 13. Jahrhunderts hieß der ‚ewig Lebende‘ Cartaphilus und soll ein – wahrscheinlich römischer – Türhüter des Pontius Pilatus gewesen sein.

Eine anonyme deutschsprachige Schrift mit dem Titel Kurtze Beschreibung und Erzehlung von einem Juden mit Namen Ahasverus, gedruckt erschienen in Leiden 1602, machte aus dieser Figur einen rastlos wandernden Juden und gab ihr den Namen Ahasverus (eine Anspielung auf einen persischen König). Diese neue Version der Legende verbreitete sich in ganz Europa.

Die Figur des ewig durch die Zeiten wandernden Juden ging in den verschiedenen Ländern unter verschiedenen Namen in die Volkssagen ein: Cartaphilus, Johannes Buttadeus, Mattathias, Paul Marrane[1] und andere[2]. In Frankreich ist der Name Isaac Laquedem geläufig,[3] sowohl aus Legenden als auch aus einer Novelle von Alexandre Dumas.

Die Gestalt wurde seither in zahlreichen literarischen Werken, in Kunst und Musik thematisiert. Sie spielte im Antisemitismus bis hin zur nationalsozialistischen Propaganda in der Zeit des Nationalsozialismus eine Rolle.

  1. Letters Writ by a Turkish Spy. Book 3, Letter I, 1644 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. A table of the letters and matters. In: The Turkish Spy, Band 3, A. Wilde, London 1770; archive.org.
  3. Marcello Massenzio: Le Juif errant entre mythe et histoire. Trois variations sur le thème de la Passion selon le Juif errant, Annuaire de l’École pratique des hautes études (EPHE), Section des sciences religieuses, 115

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search