Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Dostojewski, 1872. Er stellte in diesem Jahr den Roman Die Dämonen fertig. Porträt von Wassili Perow
Dostojewskis Signatur
Dostojewskis Signatur

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (auch Dostojewskij, in Originalschreibweise Ѳедоръ Михайловичъ Достоевскій, Фёдор Михайлович Достоевский [ˈfʲodər mʲɪˈxajləvʲɪtɕ dəstʌˈjɛfskʲɪj], wissenschaftliche Transliteration Fëdor Mihajlovič Dostoevskij; * 30. Oktoberjul. / 11. November 1821greg. in Moskau; † 28. Januarjul. / 9. Februar 1881greg. in Sankt Petersburg)[1] war ein russischer Schriftsteller.

Seine schriftstellerische Laufbahn begann 1844; die Hauptwerke, darunter Schuld und Sühne, Der Idiot, Die Dämonen und Die Brüder Karamasow, entstanden in den 1860er und 1870er Jahren. Dostojewski schrieb neun Romane, zahlreiche Novellen und Erzählungen und ein umfangreiches Korpus an nichtfiktionalen Texten. Das bedeutende literarische Werk beschreibt die politischen, sozialen und spirituellen Verhältnisse zur Zeit des Russischen Kaiserreiches, das sich im 19. Jahrhundert fundamental im Umbruch befand. Dostojewski war ein Seismograph der Konflikte, in die der Mensch mit dem Anbruch der Moderne geriet. Zentraler Gegenstand seiner Werke war die menschliche Seele, deren Regungen, Zwängen und Befreiungen er mit den Mitteln der Literatur nachgespürt hat; Dostojewski gilt als einer der herausragenden Psychologen der Weltliteratur.[2] Fast sein gesamtes Romanwerk erschien in Form von Feuilletonromanen und weist darum die für dieses Genre typischen kurzen Spannungsbögen auf, wodurch es trotz seiner Vielschichtigkeit und Komplexität selbst für unerfahrene Leser leicht zugänglich ist. Seine Bücher wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt.[3]

In der zweiten Hälfte der 1840er Jahre stand Dostojewski dem Frühsozialismus nahe und nahm an Treffen des revolutionären Petraschewski-Zirkels teil. Dies führte 1849 zu seiner Festnahme, Verurteilung zunächst zum Tode und dann – nach Umwandlung der Strafe – zu Haft und anschließendem Militärdienst in Sibirien. Nach der Entlassung 1859 begann er zunächst mit kleineren Arbeiten und dann mit den Aufzeichnungen aus einem Totenhaus seine Reputation als Schriftsteller wiederherzustellen. Mit seinem Bruder Michail gründete er zwei Zeitschriften (Wremja und Epocha). Die erste wurde verboten; der Ruin der zweiten zwang ihn zur Flucht vor den Gläubigern ins Ausland, wo er drei Jahre lang blieb. Dostojewski litt an Epilepsie und war einige Jahre der Spielsucht verfallen. Während seine Zeitgenossen Lew Tolstoi, Iwan Turgenew[4] und Iwan Gontscharow unter Bedingungen materieller Sorglosigkeit schreiben konnten, waren die äußeren Umstände von Dostojewskis Schreibtätigkeit fast zeitlebens von finanzieller Not geprägt.[5] In den letzten zehn Jahren seines Lebens lebte er in finanziell geordneten Verhältnissen und genoss Anerkennung im ganzen Land.

  1. Alle Datumsangaben in diesem Artikel basieren, wenn nicht anders angegeben, auf dem Gregorianischen Kalender.
  2. Reinhard Lauer: Geschichte der russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-50267-9, S. 365.
    Stefan Zweig: Drei Meister. Balzac – Dickens – Dostojewski. Insel Verlag, Leipzig 1922, S. 113 (eingeschränkte Online-Version in der Google-Buchsuche).
    Steven G. Marks: How Russia Shaped the Modern World. From Art to Anti-Semitism, Ballet to Bolshevism. Princeton University Press, Princeton, NJ 2003, ISBN 0-691-09684-8, S. 100 (books.google.de).
  3. Geir Kjetsaa: Dostojewskij: Sträfling – Spieler – Dichterfürst. VMA, Wiesbaden 1992, ISBN 978-3-928127-02-8, Vorwort.
  4. Anton Seljak: Ivan Turgenevs Ökonomien. Eine Schriftstellerexistenz zwischen Aristokratie, Künstlertum und Kommerz. Pano, Zürich 2004, ISBN 3-907576-65-9.
  5. Andreas Guski: „Geld ist geprägte Freiheit“ – Paradoxien des Geldes bei Dostoevskij. In: Dostoevsky Studies. Band 16. Narr, 2012, ISSN 1013-2309, S. 7–57.
    Christian Kühn: Dostojewskij und das Geld. In: Deutsche Dostojewskij-Gesellschaft. Band 11. Clasen, 2004, ISSN 1437-5265, S. 111–138.

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