Generation (Gesellschaft)

Zeitleiste der Generationen
Vier Generationen einer Familie: Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Baby (USA 1946)

Generation bezeichnet im soziokulturellen Verständnis eine große Gruppe von Personen, die als Altersgruppe in ihrer Gesellschaft oder aufgrund der gemeinsamen Prägung durch eine spezifische historische oder kulturelle Konstellation eine zeitbezogene Ähnlichkeit aufweisen. Gängig ist beispielsweise die Unterteilung einer Gesellschaft in die Generationen der Jungen und der Alten oder in die Kinder- und die Eltern-Generation. Wichtige gesellschaftliche Aspekte sind hierbei der Generationenwechsel und die Weitergabe von Wissen von Generation zu Generation (vergleiche Kommunikatives Gedächtnis).

Ähnlich wie Ethnizität oder Geschlecht beziehungsweise Gender hat sich auch die Vorstellung von Generationen als einem „kulturellen Deutungsmuster“ etabliert,[1][2] um Identitäten und Unterschiede von Menschen zu beschreiben. Dabei gehen die Kulturwissenschaften mittlerweile nicht mehr davon aus, dass jeder Mensch naturgesetzlich einer Generation angehört, sondern dass Generationen „gemacht“ werden und sich in kommunikativen Prozessen herausbilden.[3] In dieser Hinsicht lehnen sich die Generation Studies an Forschungsansätze der Gender Studies an. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass ständig Menschen geboren wurden und werden, die Abgrenzung von „Generationen“ durch Benennung des ältesten und des jüngsten Jahrgangs einer Alterskohorte also oft ein Element der Willkür enthält.[4]

Historisch hat sich in verschiedenen Zeitaltern und Diskursen das Verständnis von Generation immer verändert.[5] Mal dominiert dabei die genealogische Perspektive, bei der Generationen als Abstammungsgruppen verstanden werden, mal dominiert die Perspektive, dass Generationen historisch einmalige Phänomene sind, weil Menschen durch eine spezifische historische Situation oder auch durch Meilensteine der technischen Weiterentwicklung ähnlich geprägt werden.[6] Weiterhin lässt sich unterscheiden, ob sich der Begriffsumfang auf eine gesamte (nationale) Gesellschaft erstreckt (etwa die 68er) oder auf Teilbereiche der Gesellschaft (etwa Generationen von Wissenschaftlern oder Schriftstellern). Manchmal steht eher im Vordergrund, die Identität einer Gruppe zu beschreiben („Generationalität“), manchmal eher den Unterschied zwischen verschiedenen Gruppen („generationelles Verhältnis“) und manchmal soziale Prozesse wie Prägung, Wirkung und Wandel („Generativität“).[7]

  1. Reinhold Sackmann: Das Deutungsmuster Generation. In: M. Meuser, R. Sackmann (Hrsg.): Analyse sozialer Deutungsmuster. Pfaffenweiler 1992, S. ??.
  2. Jürgen Zinnecker: Das Deutungsmuster Jugendgeneration: Fragen an Karl Mannheim. In: J. Zinnecker, H. Merkens (Hrsg.): Jahrbuch Jugendforschung. Band 2. 2002, S. 61–98.
  3. Björn Bohnenkamp: Doing Generation. Bielefeld 2011, S. ??.
  4. Laura Tiemann: Generationstheorien. Karl Mannheim und Heinz Bude im Vergleich. fbkultur.uni-hamburg.de, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  5. Ohad Parnes, Ulrike Vedder, Stefan Willer: Das Konzept der Generation: Eine Wissenschafts- und Kulturgeschichte. Frankfurt 2008, S. ??.
  6. Dieser Ansatz geht vor allem zurück auf Karl Mannheim: Das Problem der Generationen. In: Derselbe: Wissenssoziologie: Auswahl aus dem Werk. Herausgegeben von Kurt H. Wolff. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1964, S. 509–565.
  7. Zu einer Systematisierung dieser Perspektiven vergleiche Björn Bohnenkamp: Doing Generation. Bielefeld 2011, S. 27 ff.

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