Geschichte des Wallis

Die Geschichte des Wallis umfasst die Entwicklung des Rhonetals oberhalb des Genfersees seit der Ur- und Frühgeschichte. Im grossen Alpental sind Siedlungen seit der Mittelsteinzeit nachgewiesen. Während der Antike bildete das vorher von keltischen Völkern bewohnte Land die römische Provinz Vallis Poenina, im fünften Jahrhundert nach Christus wurde es abhängig vom Königreich Burgund und im siebten Jahrhundert vom Fränkischen Reich.

Im neunten Jahrhundert besiedelte eine über die nördlichen Alpenpässe kommende alemannische Volksgruppe den oberen Teil des Gebiets, das seither in zwei Sprachräume geteilt ist, das romanisch-frankoprovenzalische Unterwallis und das deutschsprachige Oberwallis. Mit der Zeit bildete sich die Sprachgrenze heraus, die seit dem Spätmittelalter auf einer Linie westlich von Zermatt, Turtmann, Salgesch und Leukerbad liegt.

Die eigenständige Landesgeschichte des Wallis beginnt mit der Verleihung der Grafschaftsrechte im Rhonetal von Martigny an aufwärts durch den burgundischen König Rudolf III. an Bischof Hugo von Sitten im Jahr 999. Seit 1032 Teil des Heiligen Römischen Reiches, kam das Wallis schon im 11. Jahrhundert in den Machtbereich der Grafen von Savoyen. In mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen drängten die erstarkenden Gemeinden des oberen Landesteils, seit dem 14. Jahrhundert organisiert in den Zehnden und vom Landrat repräsentiert, vereint mit dem Bischof von Sitten die savoyische Herrschaft zurück, bis sie in der Zeit der Burgunderkriege im Jahr 1475 deren Kastlaneien bis nach Saint-Maurice hinunter erobern und als Untertanengebiet organisieren konnten. 1536 kam das Chablais links der Rhone bis an den Genfersee hinzu.

Nach der Französischen Revolution erhoben sich die Leute von Monthey und Martigny 1798 gegen die Oberwalliser Herrschaft und 1799 eroberte Frankreich gewaltsam das ganze Wallis und setzte 1802 die formell unabhängige «Republik Wallis» ein, die 1810 als Département du Simplon dem französischen Staat einverleibt wurde. 1815 folgte das Wallis der Empfehlung des Wiener Kongresses, der Schweizer Eidgenossenschaft beizutreten. Seit 1848 gehört der Kanton zum neuen Schweizer Bundesstaat.

Mit dem Ausbau der Passstrassen über den Simplon (1805) und den Grossen St. Bernhard (1905) und dem Bau der Eisenbahntunnel durch den Simplon (1905) und den Lötschberg (1913) wurde das Wallis zu einem wichtigen modernen Verkehrskorridor durch die Alpen. Im gut erreichbaren Gebiet entstanden neue Industrieregionen, das Hochgebirge wurde seit dem 19. Jahrhundert zu einem Schauplatz des Alpinismus und im 20. Jahrhundert des breiten Tourismus. Mehrere Bahnstrecken (Furka, Gornergrat, Châtelard) und viele Seilbahnanlagen entstanden für den Reiseverkehr, der ein Hauptzweig der Wirtschaft im Alpenkanton wurde. Mehrere grosse Korrektionen des Rhonelaufs setzten den früher oft schweren Überschwemmungen des weiten Talbodens ein Ende und liessen auf den Flächen den Anbau grosser Obstkulturen zu. Im 20. Jahrhundert errichteten Energieunternehmen aus der ganzen Schweiz in den Gebirgstälern leistungsstarke Wasserkraftwerke, welche die Erschliessung und wirtschaftliche Entwicklung einiger Regionen des Wallis noch verstärkten. Für den Kanton bildet bis in die Gegenwart der Strassenbau im Gebirge und die unerwartet langwierige Errichtung der Rhoneautobahn eine grosse Herausforderung. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten die starke Bautätigkeit und die Zersiedelung zu schwierigen Problemen für die Raumplanung und den Unterhalt der Infrastruktur.


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