Historia Augusta

Die älteste Handschrift der Historia Augusta (1. Hälfte des 9. Jahrhunderts). Ende der Vita des Antoninus Pius und Anfang der Vita Mark Aurels. Oben Randnotiz Petrarcas, der die Handschrift entdeckte. Rom (Vatikanstadt), Biblioteca Apostolica Vaticana, Vaticanus Palatinus lat. 899, Fol. 19r.[1]

Die Historia Augusta (Kaisergeschichte, auch Scriptores Historiae Augustae; der ursprüngliche Titel ist nicht überliefert) ist eine auf Latein verfasste spätantike Sammlung von 30 Viten (Lebensbeschreibungen) römischer Kaiser und Usurpatoren für die Zeit von Hadrian bis Numerian/Carinus (117–284/85). Die Historia Augusta ist zum größten Teil, aber nicht vollständig überliefert.

Das Werk gibt sich als Sammlung von Kaiserbiographien aus, die von sechs verschiedenen Autoren in der Zeit um 300 verfasst worden seien. Die moderne Forschung hat jedoch plausibel machen können, dass die Verfassernamen fiktiv sind und die Historia Augusta von nur einem einzigen Autor, wahrscheinlich um 400, verfasst worden ist. Dieser anonyme Verfasser hat zahlreiche fiktive Elemente in die Viten eingeflochten und mehrere Ereignisse falsch dargestellt. Die große Mehrheit der Forscher akzeptiert diese Sichtweise heute. Zahlreiche Einzelfragen (so unter anderem Datierung, Absicht des Autors sowie seine Quellen) sind aber weiterhin Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion.

Als literarisches Werk von relativ bescheidener Qualität ist die Historia Augusta bei klassischen Philologen nur auf begrenztes Interesse gestoßen. Für die Erforschung der hohen Kaiserzeit gehört sie aber aufgrund des Mangels an literarischen Darstellungen für diese Periode zu den wichtigsten, wenngleich im Hinblick auf ihre Zuverlässigkeit umstrittensten historischen Quellen, was eine umfangreiche Forschungsliteratur und eine Reihe von ausschließlich der Historia Augusta gewidmeten Forschungskolloquien illustrieren. Trotz der Fragwürdigkeit bzw. nachweislichen Fehlerhaftigkeit vieler Angaben bietet das Werk auch zahlreiche glaubwürdige Informationen und stellt bei entsprechend vorsichtiger Nutzung eine wichtige Quelle für die hohe römische Kaiserzeit dar. Aber auch für das intellektuelle Klima seiner Entstehungszeit und die Vergangenheitsrezeption in der Spätantike ist der nach wie vor in vielem rätselhafte Text ein wichtiges Zeugnis.

  1. Digitalisat auf den Seiten der Bibliotheca Apostolica Vaticana sowie im Projekt Bibliotheca Palatina – digital der Universitätsbibliothek Heidelberg.

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search