Indische Literatur

Mit indischer Literatur werden zusammenfassend die Literaturen bezeichnet, die auf dem indischen Subkontinent und insbesondere seit der Unabhängigkeit des Staates Indien 1947 in Indien bzw. von indischen Schriftstellern verfasst wurden. Wegen der Vielzahl der Sprachen, die in Indien gesprochen und geschrieben werden, kann von indischer Literatur nur im Plural gesprochen werden.[1]

Die indischen Literaturen zählen zu den ältesten literarischen Traditionen der Welt. Sie wurden jahrhundertelang nur mündlich überliefert. Bei alten Texten sind Datierung und Verfasserfrage daher oft ungeklärt. Hinzu kommt ein schwach entwickelter Sinn für Chronologie aufgrund eines übergeschichtlichen Weltbildes, das auch den Gedanken der zyklischen Wiederkehr der Weltzeitalter und der Einzelwesen enthält. Mit einigen wenigen halbwegs sicheren Datierungen ist erst seit den Eroberungen Alexander des Großen um 330 v. Chr. und ersten chinesischen Berichten seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. zu rechnen.[2] Lange Zeit blieben die Grenzen zwischen religiöser und weltlicher, dichterischer und wissenschaftlicher Literatur fließend. Die Verwendung von meist einfachen Metren und komprimierten Sätzen (Sutra) für fast alle Formen der Literatur unterstützte die phänomenale Gedächtnisleistung der Inder bei der mündlichen Weitergabe der frühen Texte.

Die klassische Sanskrit-Dichtung wurde im Mittelalter durch die Literaturen indischer Regionalsprachen wie Hindi oder Tamil abgelöst. In den Mogulreichen im Norden Indiens kam ab dem 16. Jahrhundert die vorwiegend in Urdu verfasste islamische Lyrik hinzu. Durch die britische Kolonisierung Indiens kam Englisch als eine weitere Literatursprache Indiens hinzu. Die romantische Literatur der indischen Regionalsprachen erfuhr mit der Unabhängigkeit des Landes eine modernistische Gegenbewegung, mit der neue Themen wie soziale Fragen ins Blickfeld gerieten.

  1. Cornelia Zetzsche, Einleitung zu: Zwischen den Welten. 2006, S. 13.
  2. Helmut Hoffmann: Die alt- und mittelindischen Literaturen. 1996, S. 548, 550.

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