Inzidentelles Lernen

Unter inzidentellem Lernen versteht man Lernen in der Handlung ohne Lernabsicht (laut Fremdwörter-Duden bedeutet inzident auch zufällig). Inzidentelles Lernen stellt ein Nebenprodukt anderer Aktivitäten dar[1] und „findet in Situationen statt, in denen Lernen nicht notwendig, nicht geplant und nicht gefordert ist“ (Röhr-Sendlmaier & Käser, 2016, S. 210)[2]. Es umfasst das unerwartete Auffinden von Informationen während der Ausübung anderer Aktivitäten[3]. Grundsätzlich lassen sich drei Kategorien von Situationen unterscheiden, in denen inzidentelles Lernen vorkommen kann (Reischmann, 1995, S. 200)[4]: (1) in Situationen, die zwar geplant sind, aber bei denen das Lernen nicht der Hauptzweck der Handlung ist (z. B. eine Reise); (2) in Ausnahmesituationen und Einzelgeschehen (z. B. Unfall); (3) in Arbeits- und Lebensroutinen.

Am besten erklärt sich der Begriff durch ein Beispiel aus der täglichen Arbeit: Während der beabsichtigten (intentionalen) Suche nach ganz bestimmter Information (z. B. mittels einer Suchmaschine) muss meistens auch (relativ viel) weniger passende Information kognitiv bearbeitet werden, aber: genau diese Informationsverarbeitung – die eben nicht absichtlich (nicht intentional) erfolgt – löst einen Lernprozess aus: es wird inzidentell (nicht absichtlich) gelernt. Sehr oft im täglichen Leben lernen wir nicht absichtlich, sondern „unabsichtlich“. In der englischsprachigen Literatur wird auch der Begriff implicit learning verwendet.

  1. Marsick, V. J. & Watkins, K. E. (1990). Informal and incidental learning in the workplace. London: Routledge.
  2. Röhr-Sendlmaier, U. M. & Käser, U. (2016). Informelles Lernen aus psychologischer Perspektive. In M. Rohs (Hrsg.), Handbuch informelles Lernen (S. 207–223). Wiesbaden: Springer. doi:10.1007/978-3-658-05953-8_13
  3. Williamson, K. (1998). Discovered by chance: The role of incidental information acquisition in an ecological model of information use. Library & Information Science Research, 20(1), 23–40. doi:10.1016/s0740-8188(98)90004-4
  4. Reischmann, J. (1995). Lernen „en passant“ – die vergessene Dimension. Grundlagen der Weiterbildung, 6(4), 200–204.

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