Kindheitstrauma

Unter dem Begriff Kindheitstrauma (auch Bindungstrauma, Entwicklungstrauma, Kindheits-Belastungsfaktoren, frühkindliche Stress-Erfahrungen, adverse childhood experiences kurz: ACE) werden zusammengefasst: Kindesmisshandlung, sexueller Missbrauch von Kindern, schwere Vernachlässigung, Kriegserlebnisse (siehe auch Kriegskind), Trennung/Scheidung der Eltern sowie weitere familiäre/soziale Stressfaktoren, wie beispielsweise elterlicher Substanzmissbrauch[1]. Wenn das Geschehen die individuellen Möglichkeiten der Verarbeitung und Integration übersteigen, nennt man die Folgen Trauma. Es ist eine schwerwiegende psychische Verletzung. Erinnerungen werden unzusammenhängend abgespeichert und können getriggert werden, bspw. ein bestimmter Geruch. Der Geschädigte erlebt dann die Überforderung erneut, was als Retraumatisierung bezeichnet wird.

In Deutschland liegen die Häufigkeiten von schweren Trauma-Ereignissen zwischen etwa 1 und 11 % der Bevölkerung. Kindheitstraumen können dramatische und langfristige Folgen für beziehungserschütterte Menschen (Gahleitner)[2] haben, besonders wenn eine entsprechende Vulnerabilität (Verletzlichkeit, Diathese) vorliegt. Es besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Je schwerwiegender und längerdauernd die Trauma-Ereignisse sind, je früher sie eintreten und je mehr Ereignisse und Belastungen insgesamt bestehen, umso höher steigt die Wahrscheinlichkeit für körperliche oder/und psychische Erkrankungen sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter. Andererseits entwickelt der weitaus größere Teil der Betroffenen langfristig keine Erkrankungen, und zwar wenn keine Vulnerabilität vorliegt, wenn Schutzfaktoren (Resilienz) zur Verfügung stehen oder wenn die Traumen weniger schwerwiegend sind.

Die Entwicklung von Kindheitstraumen zu Erkrankungen im Erwachsenenalter geschieht vorwiegend auf zwei Wegen: Einerseits erhöht sich bei Betroffenen die Vulnerabilität gegenüber künftigen Stress-Ereignissen, und andererseits zeigen Betroffene vermehrt gesundheitliche Risikoverhaltensweisen, zum Beispiel Rauchen oder Alkoholmissbrauch. Die Ergebnisse zur Häufigkeit sind durch große Studien epidemiologisch abgesichert. Sie legen Maßnahmen der Prävention in der frühen Kindheit nahe, zum Beispiel durch den Einsatz von Familienhebammen.

  1. https://28years.de/uncategorized/wenn-eltern-zu-viel-alkohol-trinken-kann-das-kinder-traumatisieren/
  2. Gahleitner: Professionelle traumapad̈agogische Beziehungsgestaltung und Einbettung PDF, Kinder- und Jugendhilfe St. Mauritz, Münster, abgerufen am 4. September 2022

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