Kriminologie

Kriminologie (zusammengesetzt aus lateinisch crimen ‚Verbrechen‘ und -logie von dem griechischen und lateinischen Wort -logia; von altgr. λόγος lógos, ‚Wort‘, auch: ‚Lehre‘,) bedeutet wörtlich übersetzt Lehre vom Verbrechen.

Die Kriminologie ist heute eine interdisziplinäre Sozialwissenschaft, die sich sowohl empirisch als auch theoretisch mit Kriminalität und den gesellschaftlichen Reaktionen darauf beschäftigt. Abzugrenzen ist die Kriminologie von der Kriminalistik, der Lehre von den Mitteln und Methoden der Verbrechensbekämpfung und Verbrechensaufklärung. Von der dogmatischen Strafrechtswissenschaft unterscheidet sich die Kriminologie wiederum durch ihren erfahrungswissenschaftlichen, nichtjuristischen Zugang zum Thema Kriminalität.

Die genaue Entstehungszeit der Kriminologie als Wissenschaft ist umstritten. Seit dem 18. Jahrhundert hatte es durch Cesare Beccaria und andere Autoren verstärkt Diskussionen über eine Reform des Strafrechts und über das Gefängniswesen gegeben, die oft als sogenannte „klassische Schule der Kriminologie“ angesehen werden. Als Wissenschaft unter diesem Namen lässt sich Kriminologie seit Raffaele Garofalo in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachweisen. Oft gilt Cesare Lombroso mit seiner Idee vom „geborenen Verbrecher“ als Gründungsvater der Kriminologie.

Die Kriminologie befasste sich zunächst vor allem mit ätiologischen Fragen nach den Ursachen der Kriminalität, wobei sie sich meist auf die Person des Täters fokussierte. Man stritt sich über die Frage, welche Umstände es waren, die einen konkreten Täter zum „Kriminellen“ hatten werden lassen. Waren es in der Person des Täters selbst liegende (psychische, biologische) Umstände oder waren es Umweltfaktoren? Hierbei kam es zu einer engen Bindung zwischen der Kriminologie und dem Krimimaljustizsystem, in dessen Dienste sich die kriminologische Ursachenforschung stellte.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts löste sich die Kriminologie von dieser zunächst einseitigen Fixierung auf den „Täter“ und die Ursachenforschung in Bezug auf dessen Delinquenz. Sie wurde mehr und mehr zu einer Wissenschaft, die sich auch mit dem Kriminaljustizsystem und der Gesetzgebung – den Instanzen der „Kriminalisierung“ also – beschäftigte. Teile der Kriminologie wandten sich zudem von ihrer ursprünglich engen Bindung an die Instanzen der staatlichen Kriminalkontrolle ab und wurden zu einer autonomen Disziplin. Im Rahmen der seit den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstandenen Kritischen Kriminologie wurde sogar ein explizit herrschaftskritischer Diskurs begründet.

Dieser Artikel geht, nach einer näheren Umschreibung des Begriffes und der Arbeitsweisen der Kriminologie, vor allem auf die Geschichte der Disziplin ein. Nähere Erläuterungen zu einzelnen kriminologischen Theorien und Denkschulen finden sich in den entsprechenden Spezialartikeln. Thematische Überschneidungen gibt es zudem mit Themen und Disziplinen wie der Kriminalsoziologie, der Kriminalbiologie, der Kriminalpsychologie und den Kriminalitätstheorien.


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