Mumie

Menschliche Mumie aus dem 16. Jahrhundert, Venzone, Norditalien
Eine der Llullaillaco-Mumien aus der Provinz Salta (Argentinien)
Howard Carter am geöffneten Sarg im Grab des Tutanchamun
Vorbereitung einer peruanischen Kindmumie für den CT-Scanner

Als Mumie bezeichnet man die Überreste von tierischen oder menschlichen Körpern, die durch physikalische oder chemische Gegebenheiten vor natürlichen, gemeinhin unter dem Begriff Verwesung zusammengefassten Prozessen des Zerfalls geschützt und in ihrer allgemeinen Form erhalten sind. Eine Mumie kann vom Menschen durch besondere Verfahren künstlich hergestellt werden (Mumifizierung) oder quasi „von selbst“ durch natürlich ablaufende Prozesse entstehen (Mumifikation), das Endergebnis wird in beiden Fällen als „mumifiziert“ bezeichnet.

Die Bezeichnung „Mumie“ leitet sich über lateinisch Mumia wie italienisch mummia und arabisch mūmijā, „einbalsamierter Leichnam“,[1] vom persischen Wort mumia ab (neupers. موم / mūm), was „Bitumen, Erdpech“ bedeutet.[2] Im Alten Ägypten wurde der Begriff Mumia namensgebend, da bei den altägyptischen Mumien zumeist die schwärzlich-harzigen Substanzen verwendet wurden; Bitumen fand erst in griechisch-römischer Zeit Anwendung.[2]

Damit eine Mumie entstehen kann, muss bei einer Leiche insbesondere die durch Autolyse, Bakterien und Insekten hervorgerufene Zerstörung des Weichgewebes wirkungsvoll unterbunden werden. Arides Klima oder kontinuierlich mit Luft durchströmte Landschaftselemente (z. B. Höhlen) und Bauwerke sind aufgrund der dort herrschenden hohen Verdunstungsraten einer Mumifizierung förderlich. Eine Mumie kann sich aber auch bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt von Wasser bilden.[3][4][5][6] Bei Moorleichen, die ebenfalls als Mumien bezeichnet werden, findet die Weichteilkonservierung im sauren Milieu eines Hochmoores durch Sauerstoffabschluss und die Wirkung von Humin- und Gerbsäuren statt, wobei sich die mineralischen Anteile der Knochen oft auflösen.[7] Bei der künstlichen Mumifizierung haben sich darüber hinaus das Entfernen der Eingeweide sowie verschiedene Balsamierungstechniken bewährt.

Archäologisch ist die Definition von Mumie schwierig, da ursprünglich nur ägyptische Leichen als Mumien bezeichnet wurden. Für Funde bei indigenen Völkern Südamerikas (z. B. Paracas-Kultur oder aus der Nazca-Kultur) hat sich ebenfalls der Begriff „Mumie“ etabliert. Der Begriff „Mumie“ ist für die archäologische Wissenschaft nicht verbindlich definiert. Meist wird der Begriff in Deutschland vermieden, da er zu sehr mit ägyptischen Funden in Verbindung gebracht wird. Einen weiteren Grund, den Begriff Mumie kritisch zu sehen, sehen inzwischen einige Museen darin, dass der aus der Kolonialzeit herrührende Name respektlos gegenüber dem gestorbenen Menschen sei. Besser sei es daher von einer „mumifizierten Person“ zu sprechen.[8]

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 492.
  2. a b Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Kleines Lexikon der Ägyptologie. 4. überarbeitete Auflage, Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S. 192.
  3. Arthur C. Aufderheide: The Scientific Study of Mummies. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2003, ISBN 0-521-81826-5.
  4. Stephen A. Buckley, Richard P. Evershed: Organic chemistry of embalming agents in Pharaonic and Graeco-Roman mummies. In: Nature. Nr. 413, 25. Oktober 2001, S. 837–841, doi:10.1038/35101588.
  5. Alison Galloway et al.: Decay rates of human remains in an arid environment. In: Journal of the Forensic Science Society. Band 34, Nr. 3, Mai 1989, ISSN 0015-7368, S. 607–616.
  6. Bernard Greenberg: Flies as forensic indicators. In: Journal of Medical Entomology. Band 28, Nr. 5, September 1991, ISSN 0022-2585, S. 565–577.
  7. Wijnand van der Sanden: Mumien aus dem Moor. Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Batavian Lion International, Amsterdam 1996, ISBN 90-6707-416-0 (niederländisch, Originaltitel: Vereeuwigd in het veen. Übersetzt von Henning Stilke).
  8. Eugen Epp: Einige Museen streichen das Wort "Mumie" wegen seines dunklen Ursprungs. In: stern.de. 24. Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2024.

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