Opera seria

Karikatur einer Aufführung von Händels Flavio; drei der damals berühmtesten Opernsänger: Senesino links, die Diva Francesca Cuzzoni in der Mitte und rechts Gaetano Berenstadt

Opera seria (Plural opere serie), zeitgenössische Bezeichnung: Dramma per musica, ist ein Ende des 18. Jahrhunderts (nachträglich) gebildeter Terminus für die „ernste“ italienische Oper, als Gegensatz zu Opera buffa, „komische Oper“. Diese Unterscheidung ist gleichbedeutend mit den zeitgenössischen Begriffen „hoher“ und „niederer“ Stil. Unter dem Einfluss der römischen Accademia dell’Arcadia und durch Pietro Metastasios Libretti erlebte der „hohe Stil“, die Opera seria, ihren Höhepunkt.

Nachdem sich seit Ende des 16. Jahrhunderts hauptsächlich in Italien aus der Monodie und den florentinischen Intermedien die Form der „Oper“ entwickelt hatte – die 1598 im Kreis der Florentiner Camerata entstandene La Dafne von Jacopo Peri gilt allgemein als erste Oper der Musikgeschichte –, bildete sich Ende des 17. Jahrhunderts die opera seria heraus, welche dann im 18. Jahrhundert die Opernbühnen beherrschte. Als kostspieligste aller Theatergattungen entstand sie aus der Festkultur der herrschenden Klasse (des Adels), deren Regentschaft sie gleichzeitig allegorisch zu legitimieren und überhöhen suchte. In ihren Libretti wurden gerne mythologische und heroische Stoffe verarbeitet, die mit der Herrscherfigur zu identifizieren waren, wie z. B. in La clemenza di Tito (1734) (Die Milde des Titus) von Pietro Metastasio.

Zunehmend populär wurde die Rivalin der „Seria“, die Opera buffa („komische“ Oper), welche sich aus den „Intermezzi“ entwickelte, die, wie der Name andeutet, ursprünglich zwischen den drei Akten der Seria gegeben wurden. Sie hatten keinen Bezug zur Handlung der Seria, sondern dienten mit ihren volkstümlichen und Commedia-dell’arte-Anklängen der Auflockerung oder Überbrückung wichtiger Bühnenarbeiten.

Opere serie, welche immer ein Libretto in italienischer Sprache als Grundlage haben, waren nicht nur in Italien verbreitet, sondern in ganz Europa, wenn man von Frankreich absieht. Hier beherrschte die vom gebürtigen Italiener Giovanni Battista Lulli (Jean-Baptiste Lully) (1632–1687) begründete Tragédie lyrique bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Bühnen, wobei um 1752 zwischen Anhängern des französischen und des italienischen Opernstils der Buffonistenstreit ausbrach.

Die bekanntesten Komponisten der Opera seria sind Antonio Caldara, Alessandro Scarlatti, Johann Adolf Hasse, Antonio Vivaldi, Leonardo Vinci, Nicola Porpora, Georg Friedrich Händel, Leonardo Leo, Baldassare Galuppi, Francesco Feo, Giovanni Battista Pergolesi und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts dann Niccolò Jommelli, Tommaso Traetta, Christoph Willibald Gluck, Josef Mysliveček, Joseph Haydn, Johann Christian Bach, Carl Heinrich Graun, Antonio Salieri, Antonio Sacchini, Giuseppe Sarti, Domenico Cimarosa und Wolfgang Amadeus Mozart.

Die Opera seria basierte auf ihrer textlichen Grundlage, die vornehmlich von den Librettisten Apostolo Zeno und Pietro Metastasio geprägt wurde, deren Vorlagen über Jahrzehnte von zahlreichen Komponisten mehrfach vertont wurden. Weitere bekannte Dichter in dieser Richtung waren Silvio Stampiglia, Antonio Salvi und Paolo Antonio Rolli.


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