Puritanismus

Der Puritanismus war eine vom 16. bis zum 17. Jahrhundert wirksame Bewegung in England, Schottland und später in Neuengland, die für eine weitreichende Reformation der Kirche nach evangelisch-reformierten bzw. calvinistischen Grundsätzen eintrat. Die Bezeichnung Puritaner, die sich selbst als the godly bezeichneten, wurde zunächst als Spottname gegen derart gesinnte Laien und Geistliche verwendet und leitet sich von ihren Forderungen nach einer Reinigung (engl. purification) der Kirche von „papistischen“, also römisch-katholischen Lehren her.[1]

Konfessionell zersplitterte sich der Puritanismus in eine Reihe verschiedener Denominationen, wie Presbyterianer, Kongregationalisten und andere, auf die viele der heutigen Freikirchen im englischsprachigen Raum ihre Ursprünge zurückführen. Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Sieg im Englischen Bürgerkrieg und der Errichtung einer puritanisch geprägten Republik unter Oliver Cromwell. Nach der Restauration König Karls II. im Jahr 1660 erschöpfte sich der englische Puritanismus als intellektuelle und politische Kraft recht bald, blieb aber insbesondere in den neuenglischen Kolonien bis in das frühe 18. Jahrhundert prägend.

Der Ausdruck Puritanismus wird heute eher zu Unrecht gelegentlich als Synonym für „Moralismus“ verwendet und besonders im amerikanischen Sprachgebrauch auch für etwas, was „bigott, blutleer, engstirnig, heuchlerisch, humorlos, kalt, kleingeistig, nachtragend, pedantisch, prüde, rückständig und selbstverleugnend“ erscheint.[2] Denn für die Puritaner waren nicht primär Verbote, sondern das spirituelle Leben in der Gemeinschaft wichtig, das mit verstärkter Bildung und sozialen Reformen zum gesellschaftlichen Fortschritt beitrug.[3]

  1. Andrea Roedig: Von Rauchverbot bis zu #MeTooPuritanismus und Verbotskultur, Website deutschlandfunk.de (7. Oktober 2018, abgerufen am 27. Juni 2024)
  2. „Often used as an epithet, or a shorthand way of signifying everything in the culture that is cold, bloodless, small-minded, self-denying, hypocritical, and vengeful“. Judith S. Graham: Puritan Family Life: The Diary of Samuel Sewall. Northeastern University Press, Boston 2000. S. 13
  3. Andrea Roedig: Von Rauchverbot bis zu #MeTooPuritanismus und Verbotskultur, Website deutschlandfunk.de (7. Oktober 2018, abgerufen am 27. Juni 2024)

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