Ruhrfrage

Karte des Rheinisch-Westfälischen Kohlen- und Industriegebiets, 1896
„Gruß aus der Kanonenstadt Essen“ (Postkarte mit Darstellung der „Kruppschen Werke“, 1913) – Die Postkarte kokettiert mit der Leistungskraft eines kruppschen Eisenbahngeschützes, in dessen Schussstrahl die Grußworte eingeschrieben sind.

Die Ruhrfrage war ein politischer Topos, den die Siegermächte nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg auf die politische Tagesordnung setzten, um über die Frage zu entscheiden, wie mit dem beachtlichen wirtschaftlichen und technologischen Potenzial des Industriegebiets an Rhein und Ruhr umgegangen werden soll. Eine Kontrolle dieses Industriegebiets war ein besonders von Frankreich verfolgtes nationales und sicherheitspolitisches Anliegen, nachdem es im Deutsch-Französischen Krieg sowie in den Weltkriegen wahrgenommen hatte, dass die an Rhein und Ruhr konzentrierten wirtschaftlichen und technologischen Potenziale das Königreich Preußen bzw. das Deutsche Reich militärisch in die Lage versetzt hatten, Frankreich zu bedrohen, zu bekämpfen und zu besetzen. Verknüpft war die Ruhrfrage mit der Frage der Abtragung interalliierter Kriegsschulden, der Deutschen Frage sowie der Elsaß-, Lothringen- und Saarfrage. Damit in engem Zusammenhang standen außerdem die alliierte Rheinlandbesetzung (1919–1930), die Ruhrbesetzung (1923–1924/1925), die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen (1946), der Monnet-Plan (1946–1950), der Marshallplan (1948–1952), das Ruhrstatut (1949–1952), der Schuman-Plan (1950) und die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1951). Der politische Umgang mit der Ruhrfrage wird Ruhrpolitik genannt. Mit erweitertem Blick auf das Rheinland, dessen Besetzung und 1923 dort stattfindende Versuche der Gründung einer Rheinischen Republik werden die Begriffe Rhein- und Ruhrfrage oder Rhein-Ruhr-Frage verwandt.[1][2]

  1. Vgl. etwa Theodor Schieder: Die Probleme des Rapallo-Vertrags. Eine Studie über die deutsch-russischen Beziehungen 1922–1926. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Abhandlung, Heft 43, Westdeutscher Verlag, Opladen 1956, ISBN 978-3-663-00298-7, S. 53.
  2. Vgl. auch Akten der Reichskanzlei: Weimarer Republik: Die Kabinette Marx I/II: Ministerbesprechung vom 24. Januar 1924 (Band 1, Dokumente, Nr. 73, Abschnitt Nr. 4, Buchstabe a: Rhein-Ruhr-Frage: Verhandlungen des Wirtschaftsausschusses), Webseite im Portal bundesarchiv.de, abgerufen am 24. Juni 2015

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