Sapphische Strophe

Die sapphische Strophe ist benannt nach der griechischen Dichterin Sappho. Diese Strophe ist vierzeilig und besteht aus drei sapphischen Versen (sapphicus minor), gleichgebauten fünffüßigen Elfsilblern (daher auch sapphischer Hendekasyllabus) mit einem Daktylus an dritter Stelle (—◡ | —× | —◡◡ | —◡ | —×) und als Abschlussvers einem fünfsilbigen Adoneus (—◡◡ | —×).

In der römischen Antike wurde die sapphische Strophe unter anderem von Catull und Horaz übernommen.

Schema für längenzählende Sprachen (— bedeutet lang, ◡ kurz und an den mit x bezeichneten Stellen kann entweder eine lange oder kurze Silbe stehen):

—◡ | —× | —◡◡ | —◡ | —×
—◡ | —× | —◡◡ | —◡ | —×
—◡ | —× | —◡◡ | —◡ | —×
—◡◡—×

Sie wurde in der Neuzeit von zahlreichen deutschen Dichtern und Dichterinnen nachgebildet, darunter Friedrich Gottlieb Klopstock, Friedrich Hölderlin, August von Platen, Josef Weinheber, Ricarda Huch und Georg Britting.

Da die deutsche Sprache sich nicht an der Silbenlänge, sondern an der Betonung orientiert und zwei Betonungen nicht aufeinanderfolgen können, müssen im Deutschen die mit × bezeichneten ambivalenten Silben unbetont sein, also:

—◡ | —◡ | —◡◡ | —◡ | —◡
—◡ | —◡ | —◡◡ | —◡ | —◡
—◡ | —◡ | —◡◡ | —◡ | —◡
—◡◡ | —◡

Beispiel: Platen.

Diese deutsche Form der sapphischen Strophe zeigt in den ersten drei Versen eine große Gleichförmigkeit, denen die Dichter auf verschiedene Arten zu begegnen versuchen. Unterschiedliche Verseinschnitte und zahlreiche Enjambements gehören ebenso dazu wie der von Klopstock eingeführte Wander-Daktylus, bei dem der Daktylus im ersten Vers an erster Stelle, im zweiten an zweiter Stelle und im dritten an dritter Stelle steht, und somit im zweiten Vers einem phaläkischen Vers gleichkommt. Hölderlin hingegen lässt den Daktylus in seinem Gedicht Unter den Alpen gesungen im dritten Vers an die vierte Stelle wandern, sodass sich am Ende der Strophe der Adoneus wiederholt.

Beispiel: Klopstock, Hölderlin.

Eine andere, schwieriger zu verwirklichende Möglichkeit ist die Einhaltung der Zäsur nach der dritten Hebung, wie sie in der von Horaz ausschließlich gebrauchten Form des Verses vorkommt:

—◡—◡— ‖ ◡◡—◡—×

Beispiel: Weinheber.

Zur sogenannten 2. sapphischen Strophe siehe Sapphicus maior.


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