Theodor W. Adorno

Theodor W. Adorno (1964)

Theodor W. Adorno (* 11. September 1903 in Frankfurt am Main; † 6. August 1969 in Visp, Schweiz; eigentlich Theodor Ludwig Wiesengrund) war ein deutscher Philosoph, Soziologe, Musikphilosoph, Komponist und Pädagoge. Er zählt mit Max Horkheimer zu den Hauptvertretern der als Kritische Theorie bezeichneten Denkrichtung, die auch unter dem Namen Frankfurter Schule bekannt wurde. Mit Horkheimer, den er während seines Studiums kennengelernt hatte, verband ihn eine enge lebenslange Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft.

Adorno wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Frankfurt auf. Als Kind erhielt er eine intensive musikalische Erziehung, und bereits als Schüler beschäftigte er sich mit der Philosophie Immanuel Kants. Nach dem Studium der Philosophie widmete er sich der Kompositionslehre im Kreis der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg und betätigte sich als Musikkritiker. Ab 1931 lehrte er zudem als Privatdozent an der Universität Frankfurt bis zum Lehrverbot 1933 durch die Nationalsozialisten. Sein Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde am 20. Februar 1935 abgelehnt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte er in die USA. Dort wurde er Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung, bearbeitete einige empirische Forschungsprojekte, unter anderem über den autoritären Charakter, und schrieb mit Max Horkheimer die Dialektik der Aufklärung. Nach seiner Rückkehr war er einer der Direktoren des in Frankfurt wiedereröffneten Instituts. Wie nur wenige Vertreter der akademischen Elite wirkte er als „öffentlicher Intellektueller“ mit Reden, Rundfunkvorträgen und Publikationen auf das kulturelle und intellektuelle Leben Nachkriegsdeutschlands ein und trug – mit allgemeinverständlichen Vorträgen – gewollt und mittelbar zur demokratischen Reeducation der deutschen Bevölkerung bei.[1]

Adornos Arbeit als Philosoph und Sozialwissenschaftler steht in der Tradition von Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx und Sigmund Freud. Wegen der Resonanz, die seine schonungslose Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft unter den Studenten fand, galt er bei Befürwortern und Kritikern als einer der geistigen Väter der deutschen Studentenbewegung. Obwohl er die Kritik der Studenten an den restaurativen Tendenzen der spätkapitalistischen Gesellschaft teilte, stand er dem Wirken der Studentenbewegung wegen deren Hang zu blindem Aktionismus und wegen ihrer Gewaltbereitschaft mit Befremden und Distanz gegenüber.[2]

  1. „Unter allen intellektuellen Gruppierungen hat keine das politisch-kulturelle Selbstverständnis der Bundesrepublik […] mehr beeinflusst als die Frankfurter Schule“. Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann, Michael Bock, Harald Homann, Friedrich H. Tenbruck: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsanalyse der Frankfurter Schule. Campus, Frankfurt am Main 1999, S. 20. Siehe auch die auf S. 204 zitierte Bemerkung von René König über den erfolgreichen Gebrauch von Massenmedien, den „eine scheinbar so esoterische Gruppe von Intellektuellen“, wie die der Frankfurter Schule, machte, und über deren Einfluss auf den politischen Journalismus ihrer Zeit. Fußend auf einer statistischen Auswertung Clemens Albrechts von 218 Radio- und Fernsehsendungen, konstatiert Emil Walter-Busch, Adorno sei „der Medienstar unter den Intellektuellen des westlichen Nachkriegsdeutschland“ gewesen. Siehe dazu das Kapitel „Adornos politisch aufklärende Vorträge 1950–1966“ in: Emil Walter-Busch: Geschichte der Frankfurter Schule, Kritische Theorie und Politik. Fink, München 2010, S. 164–175, hier S. 175. Laut Michael Schwarz, Mitarbeiter des Walter-Benjamin- und des Theodor-W.-Adorno-Archivs, lassen sich für die 1950er und 1960er Jahre „fast 300 Rundfunkbeiträge ermitteln. Hinzu kommen mehr als 300 Auftritte vor Präsenzpublikum. Man konnte Adorno also fast jede Woche irgendwo hören.“ Siehe Michael Schwarz: „Er redet leicht, schreibt schwer“. Theodor W. Adorno am Mikrophon. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History. Online-Ausgabe 8 (2011), Heft 2, S. 1.
  2. KEINE ANGST VOR DEM ELFENBEINTURM - DER SPIEGEL 19/1969. Abgerufen am 19. April 2020.

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