Vindobona

Legionslager Wien
Alternativname Vindobona
Vindomana
Vendobonae
Vindomarae
Limes Limes Pannonicus (Oberpannonien)
Abschnitt Strecke 2
Datierung (Belegung) A) domitianisch
97–169
B) antoninisch 170/178–250
C) 300–400
D) frühes – Mitte 5. Jahrhundert n. Chr.
Typ A–D) Legionskastell,
C–D) Flottenkastell
Einheit A) Legio XV
A) Legio XIII
A) Legio XIIII
A–D) Legio X
C–D) Classis Histrica
Größe 400 m × 500 m = 18 ha,
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand nicht sichtbar
Ort Wien
Geographische Lage 48° 12′ 39″ N, 16° 22′ 13″ O hf
Vorhergehend Kastell Klosterneuburg (westlich)
Anschließend Kastell Ala Nova (östlich)
Der Albrechtsbrunnen in Wien, Allegorie auf den Flussgott Danuvius und die Stadt Vindobona
Scheibenfibel mit Darstellung des Flussgottes Danuvius, 150–250 n. Chr. (Römermuseum, Wien)
Das römische Wien
Vindobona um 250 n. Chr.
Strecke zwischen Vindobona und Carnuntum auf der Tabula Peutingeriana
Ecke Kramergasse/Ertlgasse, Standort des Osttores
Befundskizze des Osttores
Rekonstruktionsversuch des Osttores, 2. Jahrhundert n. Chr.
Gedenktafel für das Osttor
Tiefer Graben mit sog. Hoher Brücke, Standort des Westtores
Das Peilertor an den Tuchlauben, wahrscheinlich ein Überrest der porta decumana, um 1732
Die Naglergasse im 1. Bezirk, sie markiert den einstigen Verlauf eines Abschnittes der Südwestmauer des Legionslagers
Einmündung der Naglergasse in den Heidenschuß, sie folgt exakt der ehemaligen (abgerundeten) SW-Ecke des Legionslagers
Die Römer errichten das Kastell Vindobona, Zeichnung von Karl Ruß (Mitte 19. Jahrhundert)
Rekonstruktionsversuch der Lagertherme, 2. Jahrhundert n. Chr.
Steinquader von der Badeanlage des Legionslagers, Sterngasse
Rekonstruktionsversuch eines Tribunenhauses am Westtor, 2. Jahrhundert n. Chr.
Rekonstruktion des Legionslagers im Römermuseum Hoher Markt
Konservierte Reste der Bodenheizung eines Tribunenhauses im Römermuseum am Hohen Markt
Marc Aurel überquert mit seinen Truppen bei Vindobona die Donau, Zeichnung aus dem späten 19. Jahrhundert (Österreichische Nationalbibliothek)
Am Hof gefundener Marmorkopf einer Geniusstatuette, 2.–3. Jahrhundert n. Chr.
Fortunaaltar, gestiftet von Marcus Aurelius Cocceius Florianus, Angehöriger der Legio X (222–235), gefunden am Neuen Markt/Plankengasse
Die Figurengruppe des Nibelungenbrunnens in Tulln zeigt die Begegnung Kriemhilds und Etzels bei Comagena
Rekonstruktionsversuch eines Horreums am Salzgries, 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr.
Römischer Kanaldeckel, gefunden am Hohen Markt
Den Nymphen geweihter Altar, gefunden 1853 im Bett des Wienflusses, Ende 1. bis Anfang 2. Jahrhundert, gestiftet von T. Vettius Rufus, Centurio der Legio XIIII (Römermuseum Hoher Markt)
Befundskizze des Legionslagers (130 n. Chr.)
Rekonstruktionsversuch einer Mannschaftskaserne des Legionslagers Vindonissa, so könnte auch die Kaserne am Judenplatz im 2. Jahrhundert n. Chr. ausgesehen haben
Rekonstruktionsversuch der Principia, Zustand 2. Jahrhundert n. Chr.
Quader mit Bauinschrift der Legio XIIII, gefunden 1911 am Fleischmarkt; vermutlich von einem Zwischenturm der östlichen Lagermauer
Rekonstruktionsversuch des Lagerhospitals, Zustand 2. Jahrhundert n. Chr.
Relief aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., vermutlich ursprünglich an der Porta principalis dextra angebracht; gefunden 1895 beim Abbruch von Kramergasse 4–6
Weihealtar für Mithras. Wien 19, Sieveringer Straße 132, 1896. Aus einem unbekannten Mithräum auf dem Territorium Vindobonas, 2.–3. Jahrhundert, gestiftet vom Legionssoldaten Ulpius Secundus, X. Legion.
Reliefverzierte Terra sigilatta (1. Jahrhundert) aus La Graufesenque (Frankreich)

Vindobona ist der Sammelname für ein römisches Legionslager, eine Militärsiedlung und eine Zivilstadt am Limes Pannonicus, auf dem Gebiet der heutigen Bundeshauptstadt Wien in Österreich. Das Legionslager diente zum Schutz und der Überwachung der Reichsgrenze und Straßenverbindungen ins Barbaricum und Hinterland des Reiches. Obwohl die dichte, moderne Überbauung die Erforschung dieses Fundortes erheblich behinderte, konnten die Umrisse des Lagers und auch die Positionen einiger seiner Innenbauten bzw. der Zivilsiedlungen zweifelsfrei bestimmt werden. Die sichtbaren und unterirdisch erhaltenen antiken Baureste sind seit 2021 Bestandteil des zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Donaulimes.

Die Entwicklung zu einer der bedeutendsten römischen Städte und Legionsstandorte in Oberpannonien verdankt Vindobona unter anderem der günstigen geographischen Lage zwischen Alpenostrand und pannonischem Raum und den alten europäischen Verkehrsachsen, der Süd-Nord-Achse entlang des Alpenrands (Bernsteinstraße) und der West-Ost-Achse entlang Alpenvorland und der Donau als Wasserweg. Zivilsiedlungen und Legionslager standen am Südufer der Donau. Der Strom ließ sich bei Vindobona relativ leicht durchqueren, da er sich dort in zahlreiche mäandernde Arme mit dazwischen vom Wasser aufgeworfenen Schotterinseln auffächerte.

Stadt und Legionslager gehörten zum Territorium der römischen Provinz Pannonia und waren damit ihr am weitesten im Westen gelegener Legionsstandort. Ein Grabstein eines Angehörigen der Legio XV Apollinaris und Reste einer Holz-Erde-Befestigung lassen dort spätestens ab dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. einen ersten römischen Stützpunkt an der Limesstraße vermuten. Legionslager und Zivilsiedlungen sind seit dem späten 1. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar. Nordwestlich des Legionslagers stand im 1. und 2. Jahrhundert möglicherweise auch ein Reiterkastell. Zeitweise waren in den Lagern vermutlich bis zu 6000 Soldaten stationiert.

Die direkt am Ufer eines Donauseitenarms gelegene Legionsfestung war seit dem späten 1. Jahrhundert auch von einer Canabae Legionis (Militärstadt) umgeben. Südöstlich davon entstand zur selben Zeit eine Zivilstadt, die rasch expandierte. Man schätzt, dass in ihrer Glanzzeit vom 2. bis in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts etwa 30.000 Menschen in und um Vindobona lebten. Die Zivilstadt erlangte vermutlich im frühen 3. Jahrhundert auch den rechtlichen Status einer autonomen Stadt zweiter Ordnung (Municipium).

Im 4. Jahrhundert wurde das Hauptquartier des Kommandanten der Donauflotte (Classis Histrica) von Carnuntum nach Vindobona verlegt. Das Legionslager bestand nach Zerstörung seiner Vorstädte als befestigte Siedlung noch bis Anfang des 5. Jahrhunderts und wurde dann endgültig von der Armee aufgegeben. Obwohl auch die römischen Siedlungsspuren in dieser Zeit enden, wurde Vindobona vermutlich nicht zur Gänze zerstört bzw. verlassen. Eine Restbevölkerung hielt sich bis in das frühe Mittelalter. Die römischen Ruinen wurden danach fast gänzlich durch Steinraub abgetragen oder zugeschüttet. Bei Notgrabungen infolge von Bauarbeiten oder Ähnlichem stoßen Archäologen immer wieder auf die antike Vergangenheit der österreichischen Bundeshauptstadt.


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