Vishnuismus

Vishnu (Miniatur von 1730)

Der Vishnuismus oder Vaishnavismus (von Sanskrit वैष्णव Vaiṣṇava [ˈʋaiʂɳʌʋʌ] „zu Vishnu gehörig“) ist eine Richtung des Hinduismus, die Vishnu als höchstes Allwesen annimmt. Ihm sind hier alle anderen Götter untergeordnet oder gehen aus ihm hervor. Der Vishnuismus ist neben Shivaismus und Shaktismus eine der drei wichtigsten Richtungen des Hinduismus. Nach einer Schätzung von Johnson und Grim aus dem Jahr 2010 ist der Vishnuismus auch die größte hinduistische Richtung, die etwa 641 Millionen oder 67,6 % der Hindus ausmacht.[1][2]

Der Vishnuismus enthält mehrere religiöse Strömungen unterschiedlichen Ursprungs. Die drei Hauptströmungen beziehen sich auf Vishnu, Vasudeva Krishna und Rama, den heldenhaften Prinzen im Epos Ramayana. Dem Selbstverständnis nach sind einige vishnuitische Strömungen monotheistisch, da sie Vishnu, den „Einen ohne einen Zweiten“, verehren, beziehungsweise seine Inkarnationen, die Avataras. Andere Gottheiten wie etwa Shiva und Brahma werden als Vishnu untergeordnet und als seine Diener verstanden. Außer Shiva gelten diese Devas als Halbgötter oder als gewöhnliche Seelen. Nach vishnuitischen Lehren kann Vishnu sich in unzählige spirituelle Gestalten vervielfältigen, die alle mit ihm identisch sind. Dies gilt als Ausdruck seiner unbegrenzten Macht, und nicht als die Manifestation unterschiedlicher in Konkurrenz stehender Gottheiten. Um diese Haltung vom traditionellen Monotheismus abrahamitischer Prägung abzugrenzen, bezeichnete sie der Indologe Friedrich Max Müller als Henotheismus. Die heutige religionswissenschaftliche Literatur dagegen betrachtet Vishnuismus häufig als Monotheismus.

Eng mit Vishnuismus verknüpft ist die Avatara-Lehre: Danach kehrt Vishnu in zahllosen Inkarnationen auf die Welt zurück, wenn der Dharma, Recht und Ordnung, schwinden. Am bekanntesten sind die „Zehn Avataras“ wovon der letzte, Kalki, erst im Kali-Yuga, dem Ende des jetzigen Zeitalters, erscheinen soll. Die anderen „Herabgestiegenen“ sind Matsya, der Fisch, Kurma, die Schildkröte, Varaha, der Eber, der Löwenmensch Narasimha, Vamana, der Zwerg, Parashurama, Rama, Krishna und Buddha, den manche Traditionen durch Balarama, den älteren Bruder von Krishna, ersetzen. Die Vorstellung einer Vielheit an Inkarnationen wird in der Bhagavad Gita angedeutet und im Bhagavatapurana ausführlich dargestellt.

Zu den wichtigsten Schriften des Vaishnavismus gehören die Veden, die Upanishaden, die Bhagavad Gita, die Pancharatra (Agama) Texte, Naalayira Divya Prabhandham und die Bhagavata Purana.[3]

  1. Todd M. Johnson, Brian J. Grim: The World's Religions in Figures: An Introduction to International Religious Demography. John Wiley & Sons, 2013, ISBN 978-1-118-32303-8 (google.nl [abgerufen am 20. November 2023]).
  2. Wayback Machine. (PDF) Abgerufen am 20. November 2023.
  3. Todd M. Johnson, Brian J. Grim: The World's Religions in Figures: An Introduction to International Religious Demography. John Wiley & Sons, 2013, ISBN 978-1-118-32303-8 (google.nl [abgerufen am 20. November 2023]).

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