Wesen (Philosophie)

Der Begriff Wesen (von mittelhochdeutsch wësen, „Aufenthalt, Hauswesen, Art zu leben, Eigenschaft, Lage“,[1] seit dem Spätmittelalter für lateinisch essentia,[2] von esse „sein“ (mittelhochdeutsch „wësen“), seit Cicero als Lehnübersetzung von griechisch ousia, „Wesen“, lateinisch auch quidditas) hat mehrere Bedeutungen, die einander ähneln und einen begrifflichen Zusammenhang aufweisen. Er wird in Philosophie und Theologie verwendet, um die Eigenschaft oder eine Reihe von Eigenschaften zu bezeichnen, die etwas zu dem machen, was es ist, und ohne die es seine charakteristische Gesamtheit an Eigentümlichkeiten verliert.

Eng verbunden mit dem Begriff Wesen ist in der philosophischen Tradition auch der Begriff der Substanz. Essenz steht im Gegensatz zum philosophischen Begriff Akzidens. Das ist eine Eigenschaft, die etwas zufällig besitzt, ohne die es jedoch seine Identität behält.

Der Begriff stammt von Aristoteles, obwohl er auch bei Platon zu finden ist.[3] Aristoteles benutzte den griechischen Ausdruck to ti ên einai (τὸ τί ἦν εἶναι,[4] „das was es sein sollte“) oder manchmal die kürzere Phrase to ti esti (τὸ τί ἐστι,[5] „das was es ist“). In diesem Sinn wird in der philosophischen Tradition auch der Ausdruck „Essenz“ (essentia) verwendet. Da die „Essenz“ auch das ist, nach dem mit einem „Was ist das?“ gefragt wird, wird diese in der mittelalterlichen Philosophie auch als quidditas („Washeit“; vgl. lateinisch essentitasWesenheit“) bezeichnet.

In der Geschichte der westlichen Philosophie wurde der Begriff Wesen häufig für Lehren benutzt, die verschiedene Formen der Existenz sowie verschiedene Identitäts-Bedingungen für Objekte und Eigenschaften aufstellen.

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 854.
  2. Franz Dornseiff: Die griechischen Wörter im Deutschen. De Gruyter, Berlin 1950, S. 28.
  3. The Internet Classics Archive | Euthyphro by Plato. In: classics.mit.edu. Abgerufen am 12. Juni 2018. Vorlage:Cite web: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
  4. Aristotle, Metaphysics, 1029b
  5. Aristotle, Metaphysics, 1030a

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search