Amselfeld-Rede

Als Amselfeld-Rede wird die Rede von Slobodan Milošević (1941–2006) bezeichnet, die dieser anlässlich der Gedächtnisfeier zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld am 28. Juni 1989, dem Vidovdan, auf dem historischen Schauplatz der Schlacht in Gazimestan/Kosovo vor einem Millionenpublikum gehalten hat.

Milioševićs Rede als Präsident der jugoslawischen Teilrepublik Serbien und Vorsitzender des Bundes der Kommunisten Serbiens fand an dem bei den Serben populären religiösen, nationalen und Volksfeiertag statt, der in der serbischen Tradition in enger historischer und mythisch überhöhter Verbindung zum Kosovo Polje (Amselfeld) steht. Die Rede wird oft als wesentlicher Schritt auf dem Weg in die Jugoslawienkriege der 1990er Jahre gewertet. Westliche Medien hatten die Amselfeld-Rede vor und während des Kosovo-Krieges als Beleg für eine militant nationalistische Gesinnung oder Politik Miloševićs angeführt. Diese Interpretation der Rede wurde in der öffentlichen Diskussion allerdings angezweifelt und als bewusste Täuschung verurteilt.[1] Unabhängig von der umstrittenen Auslegung ist es insbesondere bei der auszugsweisen Veröffentlichung der übersetzten Rede durch die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu stark sinnentstellenden Darstellungen des Originalwortlautes gekommen.[2]

  1. Ralph Hartmann: Die glorreichen Sieger: die Wende in Belgrad und die wundersame Ehrenrettung deutscher Angriffskrieger, Dietz, Berlin 2001, ISBN 3-320-02003-X, S. 57, 66-84.
  2. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 485ff.

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