Eudaimonie

Sokrates galt als klassisches Muster eines in Eudaimonie lebenden Philosophen. Büste aus dem 1. Jahrhundert im Louvre, Paris.

Eudaimonie (auch Eudämonie, altgriechisch εὐδαιμονία eudaimonía, von gutem (eu) & Geist (daimon)) ist ein Begriff der antiken Philosophie. Das Wort stammt aus der Allgemeinsprache; in philosophischen Texten bezeichnet es eine gelungene Lebensführung nach den Anforderungen und Grundsätzen einer philosophischen Ethik und den damit verbundenen ausgeglichenen Gemütszustand. Gewöhnlich wird es mit „Glück“ oder „Glückseligkeit“ übersetzt. Diese Übersetzungen werden aber in der Forschung als ungenau kritisiert. Daher wird in der altertumswissenschaftlichen Fachliteratur „Eudaimonie“ oft unübersetzt gelassen.

Für die zahlreichen antiken Denker, die eine „eudaimonistische“ – auf die Eudaimonie ausgerichtete – Ethik vertraten, war es selbstverständlich, dass das mit diesem Ausdruck bezeichnete Ideal eigentlich das Ziel aller Menschen ist. Diese Annahme wird als „eudaimonistisches Axiom“ bezeichnet. Das Ziel galt als prinzipiell erreichbar. Den beschwerlichen Weg zur Eudaimonie sahen die Philosophen in ihrer jeweiligen Lehre. Ein mit der Zielvorstellung verbundenes, sehr verbreitetes Ideal war die Selbstgenügsamkeit (Autarkie). Als Kennzeichen des guten Lebens galt, dass man das „Glück“ nicht von äußeren Faktoren erhofft, sondern es in sich selbst findet, indem man sich richtig verhält. Es wurde erwartet, dass man dann in allen Lebenslagen eine unerschütterliche Gemütsruhe bewahrt. Benötigt und erarbeitet wurden Regeln für eine Lebensweise, die Eudaimonie ermöglichen sollte. Dazu gehörte in erster Linie, dass man Grundtugenden verinnerlichte. Stark umstritten war die Frage, ob die Tugenden allein ausreichen oder auch körperliche und äußere Güter benötigt werden.

Besonders folgenreich war das Eudaimoniekonzept des Aristoteles. Es wurde im Spätmittelalter erneut aufgegriffen und intensiv erörtert. In der Neuzeit ist das antike Ideal seit dem späten 18. Jahrhundert auf fundamentale Kritik gestoßen. Immanuel Kant hielt es zur Bestimmung des obersten Prinzips der Moral für prinzipiell verfehlt. Er prägte den Begriff „Eudämonismus“ für alle ethischen Lehren, in denen das Streben nach Glückseligkeit und nicht die Pflicht als maßgeblicher Grund des sittlichen Handelns gilt. Kants Urteil beeinflusste die moderne Rezeption der antiken Konzepte stark und nachhaltig. In neueren Diskussionen der Philosophie des Glücks zeichnet sich jedoch eine zumindest teilweise Rehabilitierung des antiken Gedankenguts ab, wobei insbesondere der aristotelische Ansatz Resonanz findet.


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