Euthyphron-Dilemma

Das Euthyphron-Dilemma ist ein philosophisches und theologisches Problem, das ansatzweise erstmals von dem griechischen Philosophen Platon in seinem fiktiven, literarisch gestalteten Dialog Euthyphron formuliert wurde. Allgemein ausgedrückt geht es um die Frage, ob etwas deswegen ethisch richtig ist, weil es dem Willen einer Gottheit entspricht, oder ob es an und für sich richtig ist und aus diesem Grund von der Gottheit gewollt wird. Diese Frage ist Ausdruck des Spannungsverhältnisses zwischen der Befehlsstruktur religiöser Systeme und der Forderung nach Autonomie der Moral.

Im Lauf der europäischen Geistesgeschichte sind unterschiedliche Antworten gegeben und begründet worden. Das von Immanuel Kant formulierte aufklärerische Moralverständnis beruht auf dem Grundsatz, dass das oberste Prinzip der Sittlichkeit der autonome Wille des Menschen sein müsse, der ausschließlich aus vernünftiger Einsicht dem moralischen Gesetz folge. Die Gegenposition lautet, dass Moral durch Gottes Befehle überhaupt erst definiert werde. Diese Auffassung ist unter der Bezeichnung Divine Command Theory bekannt. Oft wird versucht, das Dilemma aufzulösen, um dem Zwang der Entscheidung zwischen zwei als problematisch erscheinenden Alternativen zu entgehen. Im modernen Diskurs wird das Dilemma vor allem von Religionskritikern als Argument gegen Systeme theistischer Ethik genutzt.


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