Gotterbauertum

Das Gotterbauertum (russisch Богостроительство / Bogostroitelstwo, wiss. Transliteration Bogostroitel'stvo) ist eine philosophische Strömung des russischen Marxismus.

Das Gotterbauertum wurde im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts von russischen Schriftstellern entwickelt. Ziel war eine Verbindung von religiösen Ideen (insbesondere des Christentums) mit denen des Marxismus. Gott sollte nicht als überweltliches Wesen gesucht werden, sondern aus der Kraft der menschlichen Gemeinschaft erbaut werden. Das Gotterbauertum galt als eine Auslegung der marxistischen Philosophie in religiöser Bahn. Seine wichtigsten Vertreter in den Reihen der russischen Sozialdemokratie waren Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski und Wladimir Alexandrowitsch Basarow, sowie die Schriftsteller Maxim Gorki und Alexander Alexandrowitsch Bogdanow.

Maxim Gorki vertrat in einer Glosse für die französische Zeitschrift Mercure de France die Position der Gotterbauer gegenüber Georgi Plechanow, der die Position vertrat, die Religion habe keine Zukunft und werde in einer sozialistischen Gesellschaft verschwinden. Anatoli Lunatscharski publizierte 1908 eine zwei Bände umfassende Abhandlung zum Gotterbauertum unter dem Titel „Religion und Sozialismus(Religija i sozialism). Gorki verarbeitete das Thema in seinem Roman „Eine Beichte(Ispowed) und wurde dafür von dem mit ihm befreundeten Lenin scharf kritisiert.

Aus Sicht der Bolschewiki wurde das Gotterbauertum als Irrweg und Abweichung von der Parteilinie betrachtet. Für Teile der Gotterbauer war ihre Lehre lediglich ein Mittel, um dem tief religiös geprägten russischen Volk die Idee des Sozialismus zugänglich zu machen.


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