Katastrophismus

Der Katastrophismus stellt im Rahmen der Astronomie sowie der Geologie und Paläontologie ein wissenschaftliches Paradigma dar, das von der überragenden Bedeutung von katastrophalen Ereignissen für die Geschichte unseres Sonnensystems, der Erde und der Entwicklung (Evolution) der Lebewesen ausgeht. Der Begriff catastrophism wurde 1832 von dem britischen Philosophen und Naturwissenschaftler William Whewell (1794–1866) geprägt, als Gegenbegriff zum uniformitarianism (deutsch: Aktualismus). In der Geschichte der modernen Wissenschaften konnte sich der Katastrophismus gegenüber dem Aktualismus nicht durchsetzen und ist heute gegenüber dem wissenschaftlichen Mainstream in Bezug auf die Theorien zu den Ursachen der Evolution der Lebewelt randständig. Allerdings schließen sich die katastrophistischen und aktualistischen Standpunkte nicht mehr gegenseitig aus, sondern ergänzen einander, da es nach dem heutigen Stand der Forschung im Laufe der Evolutionsgeschichte mehrfach zu globalen Massenaussterben kam.

Der Katastrophismus versteht sich wie der Aktualismus als ein säkulares Paradigma, das keine göttlichen Einwirkungen auf die Geschichte anerkennt, sondern allein auf natürliche (und naturwissenschaftlich untersuchbare) Ursachen als Erklärungsmodell zurückgreift. Als säkulares Paradigma wäre Katastrophismus daher in Bezug auf sein Selbstverständnis abzugrenzen vom Kreationismus christlicher, jüdischer und islamischer Fundamentalisten, der auf einer wörtlichen, nicht-metaphorischen Interpretation einschlägiger Schöpfungsberichte aufbaut. In Bezug aufs Geschichtsbild bestehen dennoch wichtige Gemeinsamkeiten zwischen Kreationismus und Katastrophismus:

Der Katastrophismus versucht in gewisser Weise die Vorstellung von der enormen Länge der geologischen und astronomischen Zeiträume zu korrigieren. Im Gegensatz zum klassischen Aktualismus (oder vielmehr: Gradualismus) geht man bei der katastrophistischen Betrachtung der Natur von einmaligen und unumkehrbaren Ereignissen aus, die sehr rasch vorübergehen können und dennoch große und bleibende Veränderungen bewirken.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erfreut sich der Katastrophismus auch vermehrten Zuspruchs unter den Anhängern des religiös motivierten Kreationismus und der pseudowissenschaftlichen Chronologiekritik, die sich allerdings weit von den ursprünglich naturwissenschaftlichen Ansätzen des Katastrophismus entfernt haben. Gelegentlich wird sogar die Konstanz und Allgemeingültigkeit der Naturgesetze bezweifelt (siehe Exzeptionalismus).


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