Neutribalismus

Neutribalismus oder Neotribalismus ist eine politikwissenschaftliche Bezeichnung für eine postmoderne urbane Subkultur. Der Begriff geht zurück auf den französischen Soziologen Michel Maffesoli. Aufgrund der wachsenden Verunsicherung durch den Wegfall von Institutionen und das Verschwinden einer klaren Gesellschaftsstruktur in Klassen und Schichten komme es zu einer Rückbesinnung auf archaische Muster der Vergemeinschaftung.[1][2] Neutribalistische Gemeinschaften entwickeln eine vormodernen Stammeskulturen ähnliche Lebensform, erweitert um die Dimension digitaler Vernetzung.[3] Sie beruhen jedoch nicht wie der Tribalismus auf Verwandtschaftsbeziehungen, sondern auf einem freiwilligen Zusammenschluss ihrer Mitglieder und können auf Dauer angelegt (Ökosiedlung) oder temporär begrenzt sein (Burning Man oder Fusion Festival). Sie zeichnen sich durch ein spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl und bestimmte gemeinsame Rituale aus.[4]

Der Begriff urban tribe (engl. für ‚Stadtstamm‘) wird weitgehend synonym zu Subkultur oder Jugendkultur verwendet.

In Philosophie und Sozialpsychologie wird der neue Tribalismus auch als Kommunitarismus bezeichnet.[5]

  1. Michel Maffesoli: Le Temps des tribus. Le déclin de l’individualisme dans les sociétés de masse. Paris, 1988.
  2. Massimiliano Livi: Neotribalismus als Metapher und Modell: Konzeptionelle Überlegungen zur Analyse emotionaler und ästhetischer Vergemeinschaftung in posttraditionalen Gesellschaften. Archiv für Sozialgeschichte 2017, S. 365–383.
  3. Neo-Tribes. Zukunftsinstitut, abgerufen am 24. November 2022.
  4. Ronald Hitzler, Anne Honer, Michaela Pfadenhauer, Michaela: Zur Einleitung: „Ärgerliche Gesellungsgebilde?“ In: Dies. (Hrsg.): Posttraditionale Gemeinschaften: Theoretische und ethnografische Erkundungen. Wiesbaden 2008, S. 9–31.
  5. Heiner Keupp: Kommunitarismus. Lexikon der Psychologie, abgerufen am 24. November 2022.

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