Peronismus

Juan Perón, Begründer und Führungsfigur der peronistischen Bewegung (Aufnahme von 1947)

Als Peronismus wird eine politische und gesellschaftliche Bewegung in Argentinien bezeichnet, die seit den 1940er Jahren besteht. Benannt ist sie nach ihrem Anführer Juan Perón, der 1946 erstmals die Regierung übernahm. Der Peronismus stellt sich als vielgestaltige populistische Bewegung dar, die sich im Verlauf ihrer Geschichte ideologisch, organisatorisch und personell wesentlich veränderte. Sie integrierte eine Vielzahl politischer Ziele und Anschauungen, denen einzig die Berufung auf das Volk und auf Perón als Führer gemein war.[1] Bis heute ist der Peronismus eine prägende politische Kraft Argentiniens.

In der ersten Regierungszeit Peróns von 1946 bis 1955 erlebte die Bewegung ihre klassische Ausprägung. Nach dem Militärputsch vom September 1955, dem zeitweisen Verbot, Arbeit in der Opposition und der Zeit der 1966 begonnenen Militärdiktatur stellte der Peronismus die Regierung von 1973 bis 1976 ein zweites Mal. Perón war bis zu seinem Tod 1974 wieder Präsident Argentiniens, anschließend bis 1976 war seine dritte Ehefrau Isabel Perón Präsidentin.

Gleichzeitig und insbesondere während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 vollzog sich im Peronismus ein Wandel zu einer demokratischen Partei, so dass die folgende Phase vielfach als Neo-Peronismus bezeichnet wird.[2] Nach der Demokratisierung Argentiniens in den 1980er Jahren übernahm die peronistische Partei 1989 unter Carlos Menem wieder die Regierungsverantwortung. Die späteren argentinischen Präsidenten Adolfo Rodríguez Saá (2001), Eduardo Duhalde (2002–2003), Néstor Kirchner (2003–2007), Cristina Fernández de Kirchner (2007–2015) und Alberto Fernández (2019–2023) gehörten ebenfalls der peronistischen Partei an.

Organisiert ist die peronistische Bewegung durch die Partido Justicialista (PJ, „Gerechtigkeitspartei“, vor 1950 „Partido Peronista“ und „Partido Laborista“) und die angeschlossenen Gewerkschaften, die unter dem Dachverband „Confederación General del Trabajo de la República Argentina“ (CGT) zu Zeiten Peróns gleichgeschaltet wurden; später unterteilte sich die CGT aber wieder in kleinere Verbände. Die Gefolgschaft Peróns setzte sich anfangs aus ehemaligen Mitgliedern der Unión Cívica Radical, Arbeitern und Gewerkschaftsführern sowie verschiedenen konservativen, nationalistischen und katholischen Gruppen zusammen.[3] Perón genießt bis heute eine große Popularität in Argentinien, nicht zuletzt wegen seiner zweiten Frau Eva (Evita) Perón.

  1. Vgl. u. a. Nolte 1994, S. 6; Carreras 1999, S. 82 f.; Knoblauch 1980, S. 292.
  2. Vgl. Valderrama S. 231ff. u. a.
  3. Valderrama 2004, S. 231.

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