Schleudersitz

Sowjetischer Schleudersitz KM-1
Ausstieg kurz vor dem Aufschlag; der Pilot erlitt keine Verletzungen
Warnhinweis an einigen Flugzeugen

Ein Schleudersitz (auch: Katapultsitz)[1] ist ein Spezialsitz für die Besatzung von Luftfahrzeugen, der ihr (meist) im Notfall ein Aussteigen ermöglichen soll, wenn (z. B. aufgrund der hohen Fluggeschwindigkeit) ein herkömmlicher Ausstieg nicht bzw. nur mit erheblichen Zusatzgefahren möglich wäre. Gelegentlich kommen solche Systeme auch planmäßig zum Einsatz.

Das Konzept des Schleudersitzes sieht vor, dass er sich nach Aktivierung mitsamt Insassen in sehr kurzer Zeit aus dem Fluggerät herauskatapultiert und sich soweit aus dem Gefahrenbereich entfernt, bis – nach Abbremsung und Lagestabilisierung – der Insasse vom System getrennt werden kann und an einem Fallschirm zu Boden sinkt. Der Schleudersitz selbst stürzt ungebremst ab und wird zerstört.

Schleudersitze sind hauptsächlich in Militärflugzeugen mit kleiner Besatzung (typischerweise 1 bis 2 Personen) eingebaut und werden in aller Regel nur in Notfällen betätigt. Aus sowjetischen Wostok-Raumschiffen stieg indes der Kosmonaut planmäßig mit dem Schleudersitz aus und landete mit dem Fallschirm.

Heutige Systeme funktionieren auch dann, wenn sich das Flugzeug noch am Boden befindet (sog. 0/0-Sitze; Höhe = 0 / Geschwindigkeit = 0; auch zero/zero geschrieben). Sie ermöglichen ebenso einen sicheren Rettungsausstieg in sehr großen Höhen.

Ein moderner Schleudersitz besteht aus dem eigentlichen Sitz, einer Sprengeinrichtung, einem Raketenantrieb, einem Stabilisierungssystem, einem Rundkappenfallschirm, einer Sauerstoffflasche für große Höhen und einer an den Einsatzort angepassten Überlebensausrüstung einschl. Funkgerät, Proviant, ggf. Schlauchboot bzw. Rettungsfloß etc.

Die meisten Schleudersitze katapultieren sich nach oben aus dem Flugzeug; einige wenige katapultieren sich nach unten hinaus, so zum Beispiel zwei der sechs Sitze bei der B-52 Stratofortress.

  1. Wilfried Kopenhagen: Transpress-Lexikon Luftfahrt. Transpress, Berlin1971, S. 315 und 494.

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