Urinuntersuchung

Die Urinuntersuchung, Harnuntersuchung, Harndiagnostik oder Urindiagnostik, selten auch Urognostik, ist eine der ältesten Methoden, um Vorhandensein, Schwere und Verlauf von Erkrankungen von Nieren und Harnwegen zu untersuchen.

Klassifikation nach ICD-10
R82.- Sonstige abnorme Urinbefunde
R82.0 Chylurie
R82.1 Myoglobinurie
R82.2 Bilirubinurie
R82.3 Hämoglobinurie
R82.4 Azetonurie
R82.5 Erhöhte Urinwerte für Drogen, Arzneimittel und biologisch aktive Substanzen
R82.6 Abnorme Urinwerte für Substanzen vorwiegend nichtmedizinischer Herkunft
R82.7 Abnorme Befunde bei der mikrobiologischen Urinuntersuchung
R82.8 Abnorme Befunde bei der zytologischen und histologischen Urinuntersuchung
R82.9 Sonstige und nicht näher bezeichnete abnorme Urinbefunde
R81 Glukosurie
R80 Isolierte Proteinurie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

In der Antike und dem Mittelalter bis weit in die frühe Neuzeit und zum Teil bis ins 19. Jahrhundert hinein[1] wurde sie als Uroskopie oder Harnschau (eine Betrachtung und Geruchsprüfung des spontan entleerten Urins) zu diagnostischen Zwecken durchgeführt. Dabei wurde hauptsächlich auf die Humoralpathologie, die Säftelehre nach Hippokrates von Kos (ca. 460 bis ca. 370 v. Chr.) und Galen von Pergamon (ca. 129 bis ca. 216 n. Chr.), Bezug genommen. Zu den bedeutenden mittelalterlichen Verfassern von Literatur zur Urinuntersuchung gehörte der ägyptische Arzt Isaak Judaeus im 10. Jahrhundert. Im 12. und 13. Jahrhundert kam es auch zur übertriebenen Anwendung der Harnschau.[2] Auch heute in der Unani-Medizin wird die Harnschau mit bloßem Auge noch angewendet. 1882 führte Paul Ehrlich die Diazoreaktion[3] in die Urindiagnostik ein.

Beginnend am Anfang des 19. Jahrhunderts[4] hatte sich die wissenschaftliche Urinuntersuchung dann im 20. Jahrhundert[5] endgültig etabliert.[6]

Heute wird in den meisten Fällen zunächst ein Urinteststreifen eingesetzt, der eine schnelle, einfache und preisgünstige Analyse des Urins auf Vorhandensein von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Eiweiß, Nitrit, Glukose und anderen Substanzen ermöglicht.

  1. Horst Kremling: Zur Entwicklung der Nierendiagnostik. In: Würzburger medizinhistorischen Mitteilungen. Band 8, 1990, S. 27–32, hier: S. 27.
  2. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 16 und 18.
  3. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 1960, S. 49.
  4. Joseph Loew: Über den Urin als diagnostisches und prognostisches Zeichen. Landshut 1808.
  5. G. Guttmann: Technik der Harnuntersuchung. Leipzig 1921.
  6. Friedrich v. Zglinicki: Die Uroskopie in der bildenden Kunst. Eine kunst- und medizinhistorische Untersuchung über die Harnschau. Ernst Giebeler, Darmstadt 1982, ISBN 3-921956-24-2, S. 1–11 und 17–19.

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