Weltjudentum

Der Ausdruck Weltjudentum bezeichnet in der Regel eine antisemitische Verschwörungstheorie, wonach ein fiktives Kollektiv, „die Juden“ bzw. „das Judentum“, die Weltherrschaft anstrebe oder besitze. Verwandte Ausdrücke sind jüdische Weltverschwörung oder jüdische Weltbeherrschung,[1] jüdische Internationale, goldene Internationale,[2] Alljuda,[3] internationales (Finanz-)Judentum[4] und der internationale Jude. Sinngemäß verwendet werden heute auch Ausdrücke wie Zionist Occupied Government, Weltzionismus, Hochfinanz,[5] Großkapital,[6] internationale Völkermordzentrale,[7] Israellobby[8] und (US-)Ostküste.[9]

Legenden eines heimlichen Weltherrschaftsstrebens „der Juden“ wurden schon im mittelalterlichen Antijudaismus überliefert und im neuzeitlichen Antisemitismus rassistisch verschärft. Für den Nationalsozialismus war das „Weltjudentum“ der „Weltfeind“, den die „arische Herrenrasse“ für ihr eigenes Überleben vernichten müsse.[10] Damit rechtfertigten die Nationalsozialisten ab 1941 ihren Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und den Holocaust.

  1. Wolfram Meyer zu Uptrup: Kampf gegen die „jüdische Weltverschwörung“: Propaganda und Antisemitismus der Nationalsozialisten 1919 bis 1945. Zentrum für Antisemitismusforschung, Metropol, Berlin 2003, ISBN 3932482832, S. 76, 284, 369 und öfter; Carmen Matussek: Der Glaube an eine „jüdische Weltverschwörung“. Die Rezeption der „Protokolle der Weisen von Zion“ in der arabischen Welt. LIT Verlag, Münster 2012, ISBN 364311687X, S. 102 und 108.
  2. Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. De Gruyter / Saur, Berlin 2010, S. 164–166 und S. 111–113
  3. Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. De Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016888-X, S. 323.
  4. Uwe Backes (Hrsg.): Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3412037036, S. 231.
  5. Ronald Posch (2016): Die Sprache des Antisemitismus, in: Die Presse
  6. Deutsche Zukunft, (1999) 1, S. 5 sowie (2000) 8, S. 7 und 18; Deutsche Stimme (2004) 5, S. 10., zitiert nach Prof. Dr. Werner Bergmann (2005): Antisemitismus im Rechtsextremismus, in: Bundeszentrale für politische Bildung
  7. Doron Rabinovici, Ulrich Speck, Natan Sznaider: Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3518123866, S. 143.
  8. Jovan Byford: Conspiracy Theories: A Critical Introduction. Palgrave Macmillan, 2011, S. 171.
  9. Lars Rensmann: Demokratie und Judenbild. Antisemitismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14006-X, S. 242. und öfter
  10. Beispiel: Julius Streicher: Schlagt den Weltfeind! (Der Stürmer, 30. März 1933); zitiert bei Armin Pfahl-Traughber, Anton Pelinka, Helmut Reinalter: Der antisemitisch-antifreimaurische Verschwörungsmythos in der Weimarer Republik und im NS-Staat. Braumüller, 1993, ISBN 3-7003-1017-X, S. 84.

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