AZD1222

AZD1222 (auch COVID-19 Vaccine AstraZeneca oder ChAdOx1-S; Handelsnamen: Vaxzevria (Europäischer Wirtschaftsraum, a. H.),[1] Covishield (Indien),[2] R-COVI (Russland),[3] KconecaVac (China)[4]) ist ein COVID-19-Impfstoff. Er wurde vom Jenner Institute der University of Oxford in Zusammenarbeit mit der Oxford Vaccine Group und in Kooperation mit dem Pharmakonzern AstraZeneca und dessen Ableger Vaccitech entwickelt.[5] Es handelt sich um einen viralen Vektor (Vektorimpfstoff), der auf Basis eines Adenovirus hergestellt wird, dessen Wildtyp an sich nur Schimpansen befällt. Dem Adenovirus wird das Gen zum Aufbau des kompletten Spike-Proteins des neuartigen Coronavirus implementiert. Dadurch in Geimpften gebildete Spike-Proteine lösen eine Immunantwort aus. Das Immunsystem ist so auf eine Infektion vorbereitet und soll einen schweren Verlauf bei einer COVID-19-Erkrankung verhindern.

Die erste Zulassung, eine Notfallzulassung, erhielt der Impfstoff am 30. Dezember 2020 in Großbritannien.[6] Weitere Notfallzulassungen folgten in Argentinien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Mexiko und Marokko.[7] Eine (zunächst bedingte) Zulassung in der Europäischen Union für Personen ab 18 Jahren wurde am 29. Januar 2021 erteilt,[8] am 15. Februar folgte eine Notfallzulassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das COVAX-Programm.[9]

Nach Berichten über Hirnvenenthrombosen unterbrachen Mitte März 2021 einige europäische Länder die Verimpfung – darunter Deutschland, wo ihn bis dahin Menschen unter 65 Jahren erhielten, meist in Kliniken, Altenheimen und Pflegeheimen. Am 18. März 2021 gab die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bekannt, dass der Nutzen des Impfstoffs potenziellen Gefahren bei weitem überlegen sei, woraufhin Deutschland am nächsten Tag die Impfungen mit AZD1222 wieder aufnahm.

Die EMA bestätigte am 7. April 2021 ein mögliches Entstehen von Hirnvenenthrombosen nach Verimpfung des AstraZeneca-Impfstoffs AZD1222, erklärte aber, dass der Gesamtnutzen der Impfung das Risiko des Auftretens dieser schwerwiegenden Nebenwirkung übersteige, und blieb bis zum Jahr 2024 bei ihrer uneingeschränkten Empfehlung des Astrazeneca-Impfstoffs.[10]

Ende Mai 2021 veröffentlichten Forscher der Universitätsmedizin Ulm Analysen der Zusammensetzung der Chargen ABV4678, ABV5811 und ABV7764 des Impfstoffs AZD1222. Neben Proteinen des Vektorvirus, aus dem der (eigentliche) Impfstoff besteht, fand man beträchtliche Mengen menschlicher Proteine sowie regulatorischer viraler Proteine, die nicht Teil des (eigentlichen) Impfstoffs sind. So bestand bei der Charge ABV5811 etwa zwei Drittel der Proteinmenge aus Verunreinigungen. Bedenklich seien insbesondere die gefundenen Hitzeschockproteine. Diese können Entzündungen verstärken und Autoimmunreaktionen auslösen. Die Forscher forderten, den Herstellungsprozess und die Qualitätskontrolle zu überarbeiten, um die Reinheit des Impfstoffs zu verbessern.[11][12]

Bis zum 27. Mai 2021 wurden in der Europäischen Union / im Europäischen Wirtschaftsraum und im Vereinigten Königreich mehr als 78 Millionen Dosen des AstraZeneca-Vakzins verabreicht.[13] Seit 1. Dezember 2021 wird der Impfstoff in Deutschland nicht mehr eingesetzt;[14] noch vorhandene Impfdosen wurden an die COVAX-Initiative verschenkt.

Indien stufte die „Delta plus“ genannte Variante B.1.617.2.1 im Juni 2021 als besorgniserregend ein; diese Variante verbreitet sich möglicherweise leichter als die SARS-CoV-2-Variante Delta.[15] Sie hat außerdem mit der für AZD1222 problematischen Beta-Variante, die zuerst in Südafrika nachgewiesen wurde, die Mutation K417N gemeinsam.[16] Nach Impfungen mit AZD1222 in Südafrika kam es zum deutlichen Wirksamkeitsverlust bei der Verhinderung leichter und moderater Verläufe von COVID-19, sodass die Impfungen im Februar 2021 vorläufig ausgesetzt wurden.[17] Es gibt aber laut WHO Hinweise darauf, dass die Impfung dennoch vor schweren Infektionen schützen kann. Die für eine Immunantwort wichtige Reaktion der T-Zellen nach Verimpfung von AZD1222 wird von der WHO-Impfspezialistin Kate O’Brien als stark eingeschätzt.[18]

Im März 2024 beschied die EU-Kommission auf Antrag des Zulassungsinhabers den Widerruf der Marktzulassung für Vaxzevria im EWR mit Wirkung zum 7. Mai 2024.[19][14]

  1. Vaxzevria (previously COVID-19 Vaccine AstraZeneca). Europäische Arzneimittel-Agentur, 26. März 2021, abgerufen am 27. Mai 2021.
  2. ChAdOx1 nCoV- 19 Corona Virus Vaccine (Recombinant) COVISHIELD. Serum Institute of India, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  3. Alexej Repik: „Man muss nicht alles selbst machen. Aber man muss es können“. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer, 4. Oktober 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  4. China’s BioKangtai begins first shipment of AstraZeneca’s COVID-19 shot. Reuters, 19. November 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  5. vaccitech. Abgerufen am 18. November 2020.
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen gov-uk-2020-12-30b.
  7. Serum Institute of India obtains emergency use authorisation in India for AstraZeneca’s COVID-19 vaccine. In: astrazeneca.com. AstraZeneca, 6. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).
  8. Europäische Kommission erteilt dritte Zulassung für sicheren und wirksamen Impfstoff gegen COVID-19. In: ec.europa.eu. Europäische Kommission, 29. Januar 2021, abgerufen am 29. Januar 2021.
  9. COVAX Statement on WHO Emergency Use Listing for AstraZeneca/Oxford COVID-19 Vaccine. In: who.int. Weltgesundheitsorganisation, 16. Februar 2021, abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
  10. AstraZeneca’s COVID-19 vaccine: EMA finds possible link to very rare cases of unusual blood clots with low blood platelets. European Medicines Agency, 7. April 2021, abgerufen am 7. April 2021 (englisch).
  11. Daniela Hüttemann: Hitzeschock-Proteine: Verunreinigungen in Astra-Zeneca-Impfstoff gefunden. In: pharmazeutische-zeitung.de. 26. Mai 2021, abgerufen am 27. Mai 2021.
  12. Lea Krutzke, Reinhild Rösler, Sebastian Wiese, Stefan Kochanek: Process-related impurities in the ChAdOx1 nCov-19 vaccine. (PDF) In: researchsquare.com. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  13. Vaxzevria: EMA advises against use in people with history of capillary leak syndrome. Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), 11. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2021 (englisch, EMA-Source (See: ibid): EEA: 40.4 million qap.ecdc.europa.eu; UK: 24.3 million first doses and 13.4 million second doses www.gov.uk).
  14. a b Laura Bisch: Warum Vaxzevria nicht mehr zugelassen ist. In: www.tagesschau.de, 8. Mai 2024.
  15. „Besorgniserregend“: Neue Variante „Delta plus“. In: oe24.at. 22. Juni 2021, abgerufen am 22. Juni 2021.
  16. Experts call for more sequencing after new ‘Delta plus’ variant identified. In: independent.co.uk. 15. Juni 2021, abgerufen am 22. Juni 2021.
  17. South Africa suspends use of AstraZeneca’s COVID-19 vaccine after it fails to clearly stop virus variant. In: sciencemag.org. 8. Februar 2021, abgerufen am 8. Februar 2021.
  18. WHO empfiehlt Einsatz von Astrazeneca-Impfstoff. In: Deutsches ÄrzteblattOnline. Hrsg.: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung, 11. Februar 2021, abgerufen am 4. März 2021.
  19. Durchführungsbeschluss der Kommission vom 27.3.2024. (PDF) Abgerufen am 8. Mai 2024. Siehe: Eintrag EU/1/21/1529 im Unionsregister für Humanarzneimittel. In: ec.europa.eu. 2. April 2024; (englisch).

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