Altaische Sprachen

Die altaischen Sprachen, auch Altaisprachen genannt, sind eine Gruppe aus etwa 60 in Eurasien verbreiteten Sprachen mit rund 200 bis 210 Millionen Sprechern (annähernd 220 bis 230 Mio. inklusive Zweitsprechern). Zuerst 1844 von Matthias Alexander Castrén im Rahmen der ural-altaischen Hypothese als Sprachfamilie beschrieben, wurde sie bis in die 1960er weithin als solche akzeptiert; mittlerweile wird sie aber meist als bloßer Sprachbund betrachtet, der aus mehreren nicht miteinander verwandten kleineren Familien besteht.[1][2][3][4] Die Bezeichnung geht auf das zentralasiatische Altai-Gebirge zurück, das früher als Urheimat dieser Sprachen angenommen wurde.

Die altaische Sprachfamilie besteht laut ihren Befürwortern aus zumindest drei untergliederten Sprachfamilien, den Turksprachen, den mongolischen und den tungusischen Sprachen.[5] Diese drei Sprachfamilien besitzen lexikalische, morphologische, phonetische und typologische Gemeinsamkeiten, die von einigen Wissenschaftlern als Beweis für ihre genetische Einheit und somit Rückführbarkeit auf eine gemeinsame Vorgängersprache (Protosprache) angesehen werden. Die Mehrheit der Forscher sieht jedoch diese Gemeinsamkeiten lediglich als Folge von lexikalen und strukturellen Entlehnungen an, die durch langzeitige areale Kontakte zwischen diesen Sprachgruppen entstanden sind.

Eine Mehrheit der Befürworter der altaischen Hypothese rechnet auch Koreanisch, die Japanisch-Ryūkyū-Sprachen und die Ainu-Sprache zum Altaischen. Diese erweiterte Version des Altaischen nennt man Makro-Altaisch. Die frühere Vorstellung einer speziellen uralisch-altaischen Sprachverwandtschaft gilt heute als überholt, diskutiert werden jedoch Hypothesen einer Verwandtschaft der altaischen Sprachen mit mehreren anderen nordeurasischen Sprachfamilien – darunter auch die uralischen Sprachen – und einigen isolierten Sprachen (siehe dazu die Artikel Eurasiatisch und Nostratisch). Der Nachweis einer sprachgenetischen Beziehung wird jedoch durch diverse Faktoren erschwert. Nicht nur in der Beziehung des Japanischen zu den anderen altaischen Sprachgruppen, sondern auch hinsichtlich der Zusammengehörigkeit der tungusischen, mongolischen und turkischen Sprachen als Mitglieder der altaischen Sprachfamilie herrscht kein Konsens.[6]

Die altaische Sprachfamilie. Blau: Turksprachen, grün: Mongolisch, rot: Tungusisch, Gelb: Koreanisch, Violett: Japanisch, Dunkelrot: Ainu.
Karte der altaischen und uralischen Sprachen
  1. "While 'Altaic' is repeated in encyclopedias and handbooks most specialists in these languages no longer believe that the three traditional supposed Altaic groups, Turkic, Mongolian and Tungusic, are related." Lyle Campbell & Mauricio J. Mixco, A Glossary of Historical Linguistics (2007, University of Utah Press), pg. 7.
  2. "When cognates proved not to be valid, Altaic was abandoned, and the received view now is that Turkic, Mongolian, and Tungusic are unrelated." Johanna Nichols, Linguistic Diversity in Space and Time (1992, Chicago), pg. 4.
  3. "Careful examination indicates that the established families, Turkic, Mongolian, and Tungusic, form a linguistic area (called Altaic)...Sufficient criteria have not been given that would justify talking of a genetic relationship here." R.M.W. Dixon, The Rise and Fall of Languages (1997, Cambridge), pg. 32.
  4. "...[T]his selection of features does not provide good evidence for common descent" and "we can observe convergence rather than divergence between Turkic and Mongolic languages--a pattern than is easily explainable by borrowing and diffusion rather than common descent", Asya Pereltsvaig, Languages of the World, An Introduction (2012, Cambridge) has a good discussion of the Altaic hypothesis (pp. 211–216).
  5. zuweilen als „transeurasischen/makro-altaischen Gruppierung“ zusammengefasst; Martine Robbeets: Hirse und Bohnen, Sprache und Gene: Die Herkunft und Verbreitung der transeurasischen Sprachen. Forschungsbericht 2015 - Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, [1]
  6. U. Meltem Büyükmavi: Rezension. zu: Martine Irma Robbeets: Is Japanese Related to Korean, Tungusic, Mongolic and Turkic? (= Turcologica. Band 64). In: Oriens Extremus. 46. Jg., Harrassowitz Verlag, 2007, S. 306–310.

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