Archetyp (Psychologie)

Archetypus oder geläufiger Archetyp, Plural Archetypen, bezeichnet in der Analytischen Psychologie die dem kollektiven Unbewussten zugehörig angenommenen dynamischen Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster. Das Wort stammt aus griechisch archē = „Ursprung“, mit zugehörigem Präfix archi- = „ur-, ober-, haupt-“, und typos = „Schlag, Abdruck“ (nach typein = „schlagen“) und bedeutet also wörtlich etwa „Ur- oder Grundprägung“. Oft wird Archetyp sprachlich ungenau mit Urbild übersetzt, da er sich auch in symbolischen Bildern zeigt. Begrifflich eher zutreffend, aber inhaltlich zu statisch wäre das Wort „Urform“.

Archetypen sind definiert als psychische oder psychophysische Strukturdominanten, die als unbewusste Wirkfaktoren das menschliche Verhalten und Bewusstsein beeinflussen. Zum Phänomen des menschlichen Bewusstseins und seinen Formen zeige die Kulturgeschichte archetypische Bilder, wie zum Beispiel der Sonne als Tagesgestirn oder des Mondes als hellstem Licht der Nacht. Dies auch in Verbindung mit Vorstellungen von lichtbringenden, also symbolisch verstanden bewusstseinsbringenden Gottheiten wie zum Beispiel Helios/Sol und Re oder Selene/Luna. Einige Archetypen entsprächen phylogenetisch langwährenden Ur-Erfahrungen der Menschwerdung und Individuation, wie z. B. weiblich/männlich, Geburt, Kindheit, Pubertät, Wandlungskrisen und Tod. Auch die Vielfalt religiöser Erfahrung könne angesehen werden als nach archetypischen Mustern strukturiert, welche interreligiös (religionsübergreifend) anzutreffen seien. Das tiefenpsychologische Konzept der Archetypen geht auf den Schweizer Psychiater und Psychologen Carl Gustav Jung (1875–1961) zurück, der die Analytische Psychologie entwickelte. Es ist ein offenes Konzept, das keine exklusiven Definitionen von Archetypen und keine bestimmte Anzahl derselben enthält.

Ein Archetyp als solcher sei unanschaulich und unbewusst, er sei in seiner Wirkung aber u. a. in symbolischen Bildern erfahrbar, wie beispielsweise in Träumen, Visionen, Psychosen, künstlerischen Werken, Märchen und Mythen. Carl Gustav Jung leitete die Existenz von Archetypen vorwiegend aus dem Vergleich von Motiven aus Träumen besonders auch bei Kindern, aus Märchen, Sagen und astrologischen Vorstellungen sowie vergleichender Religionswissenschaft und Mythologie ab. Auch die Motivik der Alchemie lieferte ihm viel Vergleichsmaterial. Damit handelt es sich um ein induktives Konzept, wobei allgemeine Aussagen bzw. Thesen aus Gemeinsamkeiten gedeuteter empirischer Befunde abgeleitet werden.


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