Bergius-Pier-Verfahren

Friedrich Bergius

Das Bergius-Pier-Verfahren (auch als Bergius-Verfahren oder I.G.-Verfahren bezeichnet) ist ein großtechnisches Verfahren zur Kohleverflüssigung durch direkte Hydrierung von Kohle. Dabei werden die Makromoleküle der Kohle durch Wasserstoff bei hohen Drücken und Temperaturen zu kleineren Molekülen abgebaut. Die Rohstoffbasis bestand anfangs aus Braunkohle, die durch Kohlevergasung sowohl den zur Hydrierung notwendigen Wasserstoff lieferte als auch die Kohlenstoffbasis für die Produkte bildete. Später erweiterten Steinkohle, Teere und Teeröle die Rohstoffpalette.

Als Produkte entstehen gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe, die als Kraft- und Schmierstoffe dienen. In der Zeit zwischen 1910 und 1925 entwickelte der deutsche Chemiker Friedrich Bergius die Grundlagen des Prozesses. Die kommerzielle Verfahrens- und Katalysatorentwicklung erfolgte ab 1925 durch die BASF unter der Projektleitung von Matthias Pier.

Die I.G. Farben baute 1927 in Leuna die erste Hydrieranlage nach dem Bergius-Pier-Verfahren, ab Mitte der 1930er Jahre ordnete das Deutsche Reich im Rahmen der Autarkiebestrebungen den Auf- und Ausbau von weiteren Hydrierwerken an. Ab Mitte der 1930er Jahre waren die Anlagen im Deutschen Reich im Rahmen der Autarkiebestrebungen von besonderer Bedeutung. Während des Zweiten Weltkrieges deckte das Bergius-Pier-Verfahren einen Großteil des Kraftstoffbedarfs der deutschen Wehrmacht.

In der Nachkriegszeit verdrängten preiswerte Produkte auf Basis von Erdöl die kohlestämmigen Erzeugnisse, der Betrieb der Hydrierwerke wurde eingestellt. Engpässe in der Erdölversorgung während der Ölkrise in den 1970er Jahren verstärkten das Interesse an dem Verfahren wieder. Eine großtechnische Umsetzung erfolgte jedoch in der westlichen Welt nicht. Im Gegensatz dazu begann das an Kohlevorräten reiche China 2003 den Bau eines Hydrierwerks in der Inneren Mongolei, das Kraftstoffe für den chinesischen Markt produziert.

Die Nobelstiftung vergab für die Entwicklung des Verfahrens 1931 den Nobelpreis für Chemie an Friedrich Bergius zusammen mit Carl Bosch „für ihre Verdienste um die Entdeckung und Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren“.


© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search