Berliner Blau

Strukturformel
Struktur von Berliner Blau
Wesentliches Strukturelement des Berliner Blaus (ohne Gegenionen oder Wassermoleküle)
Allgemeines
Name Berliner Blau
Andere Namen
  • Eisen(III)-hexacyanidoferrat(II/III)
  • Preußisch Blau
  • Turnbulls Blau
  • blausaures Eisen
  • Ferri-Kaliumcyanid
  • CI 77510 (INCI)[1]
  • weitere
Summenformel Fe4[Fe(CN)6]3
Kurzbeschreibung

dunkelblauer, geruchloser Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 14038-43-8
EG-Nummer 237-875-5
ECHA-InfoCard 100.034.418
PubChem 2724251
ChemSpider 20074656
DrugBank DB06783
Wikidata Q421894
Arzneistoffangaben
ATC-Code

V03AB31

Eigenschaften
Molare Masse 859,23 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,8 g·cm−3 [2]

Schmelzpunkt

Wasserabgabe und teilweise Zersetzung ab 250 °C[3]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten

> 8000 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Berliner Blau (auch: Preußisch Blau) ist ein lichtechtes, tiefblaues, anorganisches Pigment, das als luft- und wasserstabiler Feststoff vorliegt. Es handelt sich um einen Komplex, in dem Eisenionen in den Oxidationsstufen +2 und +3 vorliegen und über das Cyanid-Anion ([C≡N]) verbunden sind. Das wesentliche Strukturelement des Berliner Blaus ist die Sequenz Fe(II)-[C≡N]-Fe(III) in einem dreidimensionalen, polymeren Gerüst.

Berliner Blau kommt in einer als „unlöslich“ und einer als „löslich“ bezeichneten Form vor. Beide Formen gleichen sich in der Struktur und haben die allgemeine Summenformel Mnm+[Fe(III)Fe(II)(CN)6]3 · 15 H2O. Es handelt sich um ein kubisch flächenzentriertes Gitter, in dem beim löslichen Berliner Blau Alkali- oder Ammoniumionen die Plätze in den Oktaederlücken des Gitters einnehmen (M = Na, K, NH4; n = 3, m = 1) und der Ladungskompensation des Komplexes dienen. Beim unlöslichen Berliner Blau übernehmen Eisen(III)-Ionen diese Funktion (M = Fe, n = 1, m = 3). Dabei liegen die löslichen Varianten in wässriger Lösung in Form kolloidaler Lösungen vor, es handelt sich nicht um eine echte Löslichkeit unter Dissoziation der Verbindung.

Der Berliner Farbenhersteller Johann Jacob Diesbach stellte um 1706 erstmals Berliner Blau her. Es erlangte sofort kommerzielle Bedeutung als Pigment für die Ölmalerei und die Färbung von Stoffen. Nach der Veröffentlichung der Rezeptur im Jahr 1724 nahmen mehrere Firmen die Herstellung von Berliner Blau unter vielen weiteren Namen auf.

Berliner Blau gilt als die erste synthetische Koordinationsverbindung. Seine tiefblaue Farbe verdankt es Metall-Metall-Charge-Transfer-Übergängen, die im gelb-roten Bereich Strahlung absorbieren und das blaue Licht als Komplementärfarbe reflektieren.

Die Namen Blausäure und Cyanid (von altgriechisch κυανός kyanos „dunkelblau“) leiten sich von der Farbe des Berliner Blaus ab. Die Bezeichnung Prussiate, bei denen ein Cyanidoligand im Komplex durch einen anderen Liganden ersetzt ist, etwa Nitroprussid, leitet sich von der Bezeichnung Preußischblau ab. Berliner Blau ist der Namensgeber für die sogenannten Berliner-Blau-Analoga, eine Klasse mikroporöser anorganischer Feststoffe mit einer breiten Palette von katalytischen, elektronischen, optischen und magnetischen Eigenschaften. Auch über dreihundert Jahre nach der Erstsynthese ist Berliner Blau ein Forschungsobjekt, über das in jedem Jahr viele wissenschaftliche Artikel veröffentlicht werden.

Aufgrund seiner einfachen Herstellung aus einer Lösung von Eisen(III)-Salz und gelbem Blutlaugensalz wird es vorwiegend als preiswertes Farbmittel verwendet. Berliner Blau ist praktisch ungiftig und wird als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem Caesium oder Thallium eingesetzt. Die Therapie nutzt die Ionenaustauscheigenschaften und die hohe Affinität der Verbindung für bestimmte Metallkationen. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation, die in einem Gesundheitssystem benötigt werden.

  1. Eintrag zu CI 77510 in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 17. Mai 2020.
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