In der Alten Musik bezeichnet der Terminus Chanson (heutige Aussprache [ ]) eine zentrale Form der französischen Musik des Spätmittelalters und der Renaissance. Eine exakte Definition wirft Probleme auf, da das Wort chanson im Französischen von jeher im allgemeinsten Sinne jedes gesungene Musikstück bezeichnen kann, also in derselben Weise wie das deutsche Lied gebraucht wird. Um den Unterschied zum modernen Genre des Chansons zu verdeutlichen – das in keiner nachweisbaren historischen Kontinuität mit der älteren Form steht – verwendet die deutschsprachige Musikwissenschaft für mittelalterliche und frühneuzeitliche Chansons das Femininum. Man spricht also, analog zum französischen la chanson, von Die Chanson, während die moderne Form im Deutschen normalerweise als Neutrum, also Das Chanson, behandelt wird.
Beim Versuch einer Eingrenzung dessen, was zur Blütezeit der alten Chanson – die etwa von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts angesetzt wird – im engeren Sinne unter dieser Bezeichnung subsumiert wurde, wird in der Musikwissenschaft auf verschiedene Anhaltspunkte zurückgegriffen:
Als erster wichtiger Komponist von Chansons in diesem spezielleren Sinne wird gewöhnlich Guillaume de Machaut genannt, da vor ihm so gut wie keine mehrstimmigen Werke überliefert sind, die sich der Gattung zurechnen lassen, auch sind vor Machaut keine Sätze einem namentlich bekannten Musiker sicher zuordenbar. Die ersten Generationen der sogenannten franko-flämischen Musik, darunter Komponisten wie Guillaume Du Fay, Gilles Binchois, Josquin Desprez und Johannes Ockeghem führten Machauts Tradition fort: In ihrem Schaffen fungiert die Chanson, allgemein gesprochen, aufgrund ihrer relativ wenigen formalen Restriktionen als „Experimentierfeld“ für die strengeren Anforderungen der geistlichen Formen im Kanon der altklassischen Vokalpolyphonie, also etwa ihren Motetten und Messen.
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