Comb-Over

Carl Levin mit von links nach rechts überkämmter Glatze (2014)
Von rechts nach links überkämmte Glatze
Unvollständig mit einzelnen Strähnen überkämmte Glatze
Durch Wind in Unordnung geratener Comb-Over

Ein Comb-Over (auch Comb-over, Comb over, Combover; Aussprache [ˈkəʊmˌəʊ.vər, ˈkoʊmˌoʊ.vɚ];[1] wörtlich Überkämmfrisur,[2] überkämmte Glatze; auch Zwangsanleihe,[3] Sardellen,[4] Sardellenbrötchen,[5] Klappscheitel, Schummelscheitel) ist eine Frisur von Menschen mit Haarausfall, bei der eine Glatze durch das Frisieren langer Haare verdeckt wird. Häufig entsteht dadurch ein Seitenscheitel, es gibt jedoch auch andere Kämmrichtungen. Für den Halt der Strähnen können neben Haarnetz und Haarreif verschiedene Mittel der Haarkosmetik, etwa Pomade, Haarwachs, Haargel und Haarspray verwendet werden. In Lehrbüchern des Friseurhandwerks ist die Frisiertechnik selten enthalten. Verschiedene zeitgenössische Ratgeber zum Thema Haarausfall raten davon ab, kahle Stellen, deren Umfang unter anderem nach dem Hamilton-Norwood-Schema klassifiziert werden kann,[6] mit Strähnen zu überdecken.[7] Stattdessen wird eine Kahlrasur[8] oder eine Haartransplantation[9][10] empfohlen.

Im Gegensatz zu anderen Sprachen gibt es im Deutschen keinen Standardausdruck für die Frisur. Das Substantiv „combover“ wird im Englischen seit den 1980er Jahren mit ironischem Unterton verwendet. Das Wort „comb-over“ im Sinne einer Frisur wurde 1980 in Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary aufgenommen.[11] Im Deutschen wurde das Wort „Comb-Over“ durch den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump bekannt, in gedruckten Wörterbüchern ist es nicht verzeichnet, selten das Wort „Sardelle(n)“.[4] Seit dem 19. Jahrhundert sind im Volksmund europäischer Sprachen verschiedene Bezeichnungen mit Metaphern aus dem Bereich des Kredits („Anleihe“, „Zwangsanleihe“, „innere Anleihe“, Schwedisch: „Robin-Hood-Frisur“) in Gebrauch. In der Rheinischen und Berlinerischen Mundart sowie im Luxemburgischen[12] sind Vergleiche mit Sardellen oder Sardinen geläufig.

Über kahle Partien gelegte oder gebundene Strähnen gehörten in der Antike zur Ikonografie von Denker- und Greisendarstellungen. Zahlreiche historische Persönlichkeiten waren vom 19. bis zum 21. Jahrhundert mit seitlich überkämmten Glatzen abgebildet. Seit Ende des 20. Jahrhunderts nimmt die Verbreitung der Frisur ab. Überkämmte Glatzen sind seit der Antike Gegenstand von Satire und Karikatur, werden aber auch in Literatur, Theater und Bildender Kunst dargestellt. Oft werden spärliche Haare oder Strähnen als drei Haare stilisiert, etwa bei Otto von Bismarck. Häufige Motive sind die erfolglose Verdeckung der Kahlheit als Zeichen von Eitelkeit, die Unbeständigkeit der Frisur gegenüber Wind und Wetter sowie das Überkämmen von Glatzen mit Körperbehaarung statt Kopfhaar.

  1. Comb-Over. In: dictionary.cambridge.org. Abgerufen am 7. Juli 2020 (englisch).
  2. Kathleen Hildebrand: Grobe Striche. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 5. Juli 2020.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Parisismen.
  4. a b Franz Dornseiff: Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. Walter de Gruyter, 1933, S. 194.
  5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kraepelin.
  6. Mrinal Gupta, Venkataram Mysore: Classifications of Patterned Hair Loss: A Review. In: Journal of Cutaneous and Aesthetic Surgery. Band 9, Nr. 1, 2016, ISSN 0974-2077, S. 3–12, doi:10.4103/0974-2077.178536, PMID 27081243, PMC 4812885 (freier Volltext).
  7. Matthew MacDonald: Your Body: The Missing Manual. O’Reilly Media, Inc. 2009, S. 36.
  8. David Scott Bartky: Grooming Secrets for Men: The Ultimate Guide to Looking and Feeling Your Best. iUniverse, 2008, S. 81.
  9. William R. Rassman, Robert M. Bernstein: Hair Loss and Replacement For Dummies. John Wiley & Sons, 2008, S. 268.
  10. Samuel J. Stegman, Theodore A. Tromovitch, Richard G. Glogau: Cosmetic Dermatologic Surgery. Year Book Medical Publishers, 1990, S. 89.
  11. Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary. Eleventh Edition. Merriam Webster, Springfield, S. 247.
  12. Geneviève Bender-Berland, Johannes Kramer: Dictionnaire Étymologique des Éléments Francais du Luxembourgeois: Fascicule 10 (Rival–Zopp). Narr Francke Attempto Verlag, 2018, ISBN 978-3-8233-5511-3, S. 880 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

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