Deng Xiaoping

Deng Xiaoping, 1979

Deng Xiaoping (chinesisch 鄧小平 / 邓小平, Pinyin Dèng Xiǎopíng, W.-G. Teng Hsiao-p’ing; anhören; * 22. August 1904 in Xiexing; † 19. Februar 1997 in Peking) war ein chinesischer Politiker und Parteiführer, der die Volksrepublik China faktisch von 1979 bis 1997 regierte. Für seinen Regierungsstil war charakteristisch, dass Deng weder Premierminister noch Parteivorsitzender war, das politische Geschehen jedoch als „Überragender Führer“ aus seinen Ämtern als Vizepremierminister, Vizeparteivorsitzender und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission heraus kontrollierte.

Deng war Kern der Zweiten Führungsgeneration der Partei, in der Rolle des „Überragenden Führers“ war er Nachfolger von Mao Zedong, führte jedoch dessen Politik größtenteils nicht fort. Er brachte China auf einen wirtschaftlichen Liberalisierungskurs, der zu einer schnellen Verbesserung der materiellen Lage fast aller Chinesen führte. Auf der politischen Seite blieb China jedoch ein totalitärer Staat, da Deng jegliche Demokratisierung ablehnte. Deng gilt als „Generalarchitekt von Reform und Öffnung“.[1][2][3]

Geboren in der Provinz Sichuan, war Deng unter den ersten chinesischen Arbeiter-Studenten, die nach Frankreich kamen. Hier litt Deng unter den schlechten Lebensbedingungen und schloss sich der Kommunistischen Partei an. Er studierte einige Monate in Moskau, bevor er nach China zurückkam, um als politischer Kommissar in Feng Yuxiangs Nordwestarmee zu dienen. Nach Fengs Bruch mit den Kommunisten bekam Deng die Aufgabe, ein kommunistisches Basisgebiet in Guangxi zu errichten, scheiterte jedoch. Im Jiangxi-Sowjet wurde Deng zu einem Unterstützer Mao Zedongs, nahm am Langen Marsch teil und fungierte im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg und dem Bürgerkrieg als politischer Kommissar in der 8. Marscharmee. Zusammen mit Liu Bocheng kommandierte er mehrere entscheidende Operationen der 129. Division.

Nach Ausrufung der Volksrepublik China war er zunächst erster Parteisekretär Südwestchinas, wurde nach Peking geholt und hatte danach unter anderem die Posten des Finanzministers, stellvertretenden Premierministers und Generalsekretärs des Zentralkomitees inne. In diesen Rollen trieb er Maos Kampagnen wie die Anti-Rechts-Bewegung und die Kampagne gegen die Rechtsabweichler voran. Nach dem katastrophalen Scheitern des Großen Sprung nach vorn, den Deng unbeschadet überstand, leitete Deng wirtschaftliche Konsolidierungsmaßnahmen, die Mao missfielen. In der Kulturrevolution wurde Deng als „kapitalistischer Wegbeschreiter“ zum Ziel von Angriffen, kam in Hausarrest, wurde degradiert und nach Jiangxi verbannt, wo er Traktoren reparierte. Im Jahre 1973 wurde er rehabilitiert und nach Lin Biaos angeblichem Putschversuch in seine alten Positionen zurückgeholt. Im Jahre 1976 verlor er diese ein drittes Mal.

Nach Maos Tod arbeitete Deng aktiv daran, Hua Guofeng von der Macht zu verdrängen und China auf wirtschaftlichen Modernisierungs- und Öffnungskurs zu bringen. 1977 führte er die landesweiten Hochschulaufnahmeprüfungen wieder ein, die während der Kulturrevolution zehn Jahre zuvor eingestellt worden waren.[4] Deng startete das „Boluan Fanzheng“-Programm, um die Fehler der Kulturrevolution zu korrigieren, und wurde im Dezember 1978 de facto zur wichtigsten Führungsperson in Partei und Staat.[4] Deng leitete Chinas politische Reformen ein, indem er Amtszeitbeschränkungen für hochrangige Beamte festlegte, und schlug eine systematische Überarbeitung der chinesischen Verfassung vor.[5] Während Deng die politische Richtung vorgab, überließ er die praktische Umsetzung seiner Politik überwiegend Zhao Ziyang (u. a. Premierminister 1980–1987) und Hu Yaobang (Generalsekretär 1980–1987). 1982 wurde die neue Verfassung vom Nationalen Volkskongress verabschiedet, und die meisten Inhalte sind bis heute wirksam.[6] 1978 und 1985 wurde er vom Time Magazine zweimal zur „Person of the Year“ gekürt.[7] 1986 genehmigte er das „Programm 863“ für Chinas Wissenschaft und Technologie.

Außenpolitisch strebte er nach engerer Zusammenarbeit mit den USA, während er den sowjetischen Einfluss begrenzte, indem er Krieg gegen Vietnam führte. Verhandlungen mit Margaret Thatcher über die Zukunft Hongkongs endeten in der Vereinbarung, dass das Vereinigte Königreich das Territorium 1997 unter dem Grundsatz Ein Land, zwei Systeme an China zurückgibt. Deng nahm die politische Unberechenbarkeit Mao Zedongs zurück, lehnte aber alles ab, was die Autorität der Kommunistischen Partei untergraben könnte. Seine beiden designierten Nachfolger Hu Yaobang und Zhao Ziyang ließ er fallen, weil er sie für zu liberal hielt. Die Proteste auf dem Tian’anmen-Platz ließ Deng mit Gewalt beenden. Als seinen Nachfolger installierte er schließlich Jiang Zemin. Anfang 1992 nahm Deng mit einer symbolhaften Südreise die Reform und Öffnung wieder auf und unterstrich die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Liberalisierung.[8]

  1. 关于“总设计师”称谓提法的来龙去脉--邓小平纪念网--人民网. Abgerufen am 11. Juli 2020.
  2. Chief Architect of China’s Reform and Opening-up. Abgerufen am 11. Juli 2020.
  3. Nele Noesselt: Governance-Formen in China: Theorie und Praxis des chinesischen Modells. Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-658-00723-2 (google.com [abgerufen am 11. Juli 2020]).
  4. a b Tong Qinglin (童青林): 回首1978——历史在这里转折. In: Renmin Ribao. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. März 2021; abgerufen am 6. März 2022 (chinesisch).
  5. Chris Buckley, Adam Wu: Ending Term Limits for China’s Xi Is a Big Deal. Here’s Why. In: The New York Times. 10. März 2018, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 11. Juli 2020]).
  6. Chen Jianfu: The Revision of the Constitution in the PRC. A great leap forward or a symbolic gesture? In: China Perspectives. Band 2004, Nr. 53, 1. Mai 2004, ISSN 2070-3449, doi:10.4000/chinaperspectives.2922 (openedition.org [abgerufen am 11. Juli 2020]).
  7. TIME Magazine Cover: Deng Xiaoping, Man of the Year – Jan. 6, 1986. Abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch).
    Michael Elliott: Thirty Years After Deng: The Man Who Changed China. In: Time. 10. Dezember 2008, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch).
  8. Kerry Brown: Deng Xiaoping’s Southern Tour. (pdf; 225 kB) In: Berkshire Encyclopedia of China. 25. April 2009, S. 605–607, abgerufen am 13. September 2021 (englisch).

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