Denisova-Mensch

2008 in der Denissowa-Höhle entdecktes Fingerglied (Replik), Museum für Naturwissenschaften in Brüssel, Belgien
Fragment des Fingerglieds (Replikat), laut fachlicher Beschreibung Phalanx distalis, hier allerdings als Phalanx media platziert
2000 in der Denissowa-Höhle entdeckter Molar (Original), ausgestellt in der Sonderausstellung „Le troisième Homme“ im Musée national de Préhistoire in Les Eyzies-de-Tayac, Frankreich
Backenzahn Denisova 4 (Original)

Die Denisova-Menschen[1] waren eine Population der Gattung Homo, die eng verwandt ist mit den Neandertalern und wie diese den anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) nahe steht, jedoch genetisch von beiden Arten unterschieden werden kann. In der englischsprachigen Fachliteratur werden sie Denisova hominins oder kurz Denisovans genannt.

Die bisher bekannten Fossilien der Denisova-Menschen stammen aus dem Mittelpaläolithikum. Ihre jüngsten Funde sind 76.000 bis 52.000 Jahre alt[2] und stammen aus dem Altai-Gebirge im südlichen Sibirien; ein weiterer Fund, ein Unterkiefer, der rund 160.000 Jahre alt ist, wurde in Tibet entdeckt. Sicher belegt ist die Existenz dieser Population bislang nur durch wenige, kleine Fossilien aus der namensgebenden Denissowa-Höhle (u. a. durch den Knochen eines kleinen Fingers, zwei hintere Backenzähne) sowie durch den Unterkiefer aus Tibet.

Johannes Krause und Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig gelang es im Jahr 2010, die DNA aus den Mitochondrien (die mtDNA) eines Fingerknochens mit Hilfe der DNA-Sequenzierung auszuwerten. Die Bekanntgabe der Ergebnisse dieser DNA-Analyse sorgte für weltweites Aufsehen, da das Fossil als Beleg für eine bis dahin unbekannte, den Neandertalern und den anatomisch modernen Menschen nahe stehende Population der Gattung Homo interpretiert wurde. Einige Monate später wurde auch die Analyse der DNA aus den Zellkernen des Knochens publiziert; sie bestätigte die relative Eigenständigkeit der Denisova-Population. Demnach hatte damals neben den bis dahin bekannten Populationen des Neandertalers und des Homo floresiensis noch eine dritte Gemeinschaft von entfernten (aber eindeutig zur Gattung Homo gehörigen) Verwandten des anatomisch modernen Menschen existiert. Am engsten verwandt sind die Denisova-Fossilien mit den Neandertaler-Funden aus der Vindija-Höhle und der Mesmaiskaja-Höhle.[3]

Auf die Zuordnung der Funde zu einer neuen Art oder zu einer Unterart wurde 2010 ausdrücklich verzichtet; 2011[4] wurden die Fossilien zwar „einer bisher unbekannten Art“[5] zugeschrieben, eine Benennung gemäß den internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur fand jedoch bislang nicht statt.

  1. Die Schreibung Denisova folgt der in Fachkreisen international üblichen Benennung der „Denissowa-Höhle“. Das Lemma folgt der maßgeblichen deutschen Benennung durch die Forscher der Max-Planck-Gesellschaft, siehe dazu Auf den Spuren menschlicher Evolution. Max-Planck-Gesellschaft vom 19. Dezember 2013, zuletzt abgerufen am 22. Februar 2022.
  2. Katerina Douka et al.: Age estimates for hominin fossils and the onset of the Upper Palaeolithic at Denisova Cave. In: Nature. Band 565, 2019, S. 640–644, doi:10.1038/s41586-018-0870-z.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Reich12/210.
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Mednikova2011.
  5. „belonging to a hitherto unknown species“

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