Desaparecidos

Desaparecidos (spanisch; die Verschwundenen, spanische Aussprache [des.a.pa.ɾe.ˈθi.ð̞os], in Lateinamerika [des.a.pa.ɾe.ˈsi.ð̞os]) ist eine in vielen Ländern Mittel- und Südamerikas übliche Bezeichnung für Menschen, die von staatlichen oder quasi-staatlichen Sicherheitskräften heimlich verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden. In Anlehnung an diese ursprüngliche Bedeutung wird der Begriff in jüngerer Zeit auch zunehmend in Spanien für Opfer der Franco-Diktatur verwendet.

Der Begriff erklärt sich aus der von den 1960er- bis in die 1990er-Jahre üblichen Praxis der Militärdiktaturen vor allem in Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, Peru, Guatemala, El Salvador und Uruguay, politische Gegner bzw. auch nur missliebige Personen verschwinden zu lassen. Dabei werden die Opfer verhaftet oder entführt und an einen geheim gehaltenen Ort gebracht. Die Angehörigen und die Öffentlichkeit erfahren nichts über das plötzliche „Verschwinden“ und über den Aufenthaltsort des Verschwundenen. Die Opfer werden meist nach kurzer bis mehrmonatiger Haft, in der sie in der Regel schwer gefoltert werden, ohne gerichtliches Verfahren umgebracht und die Leichen beseitigt. Da die Ermordung in der Regel streng geheim gehalten wird und staatliche Behörden jegliche Beteiligung strikt abstreiten, verbleiben die Verwandten oft jahrelang in einem verzweifelten Zustand zwischen Hoffnung und Resignation, obwohl das Opfer häufig bereits wenige Tage oder Wochen nach seinem Verschwinden getötet wurde.

Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen ließen die lateinamerikanischen Militärdiktaturen in den 1970er- und 1980er-Jahren im Rahmen sogenannter „schmutziger Kriege“ insgesamt rund 35.000 Menschen auf diese Weise dauerhaft „verschwinden“.[1] Die strafrechtliche Aufarbeitung dieser Verbrechen kam in vielen der Länder erst ab etwa den 2000er-Jahren in Gang und dauert bis heute an.

  1. „Operation Condor“ – Terror im Namen des Staates. (Memento vom 12. September 2008 im Internet Archive) tagesschau.de, 12. September 2008.

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