Embryonenkontroverse

Titelseite einer gegen Haeckel gerichteten Publikation von Arnold Braß

Die Embryonenkontroverse war ein Streit um Fälschungsvorwürfe gegenüber dem Evolutionsbiologen Ernst Haeckel. In der 1868 publizierten Natürlichen Schöpfungsgeschichte versuchte Haeckel, die noch junge Evolutionsbiologie durch eine laienverständliche Darstellung zu popularisieren. Dabei wurde die Embryologie als zentrales Argument präsentiert: Die Individualentwicklung eines Lebewesens, die Ontogenese, rekapituliere dessen stammesgeschichtliche Entwicklung, dessen Phylogenese (Biogenetische Grundregel), und sei daher nur im Rahmen eines evolutionären Modells zu erklären.

Dieses Argument wurde durch Abbildungen gestützt, die die Ähnlichkeiten zwischen Embryonen verschiedener Arten belegen sollten. Einige Zeichnungen unterschlugen jedoch bekannte Unterschiede. Andere Darstellungen waren identische Kopien eines Embryo-Holzschnitts und wurden ohne entsprechende Angabe zur Illustration verschiedener Arten verwendet. Derartige Manipulationen trugen Haeckel Kritik und Fälschungsvorwürfe von wissenschaftlichen Kollegen und Öffentlichkeit ein.

Haeckels herausgehobene Stellung in den Debatten um die Evolutionstheorie führte zu einer breiten Rezeption der Kontroverse. Haeckel war nicht nur der bekannteste Vertreter der Evolutionstheorie in Deutschland, er erklärte sein Eintreten für den Darwinismus zudem zu einem allgemeinen Weltanschauungskampf gegen die traditionelle Biologie, „Kirchen-Weisheit und […] After-Philosophie“. In diesem Kontext verstand Haeckel die Embryologie als ein „schwere[s] Geschütz im Kampf um die Wahrheit“, was zu einer häufig feindlichen Rezeption seiner Schriften beitrug.[1]

  1. Anthropogenie. 1. Auflage. S. XIV.

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