Geschichte Tunesiens

Die Geschichte Tunesiens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Tunesischen Republik von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie lässt sich anhand der ältesten menschlichen Spuren etwa eine Million Jahre zurückverfolgen, knapp hinter der Grenze nach Algerien fanden sich sogar knapp 1,8 Millionen Jahre alte Artefakte. Dabei ähneln die nachfolgenden steinzeitlichen Kulturen denen in Europa und um 6000 v. Chr. setzten sich auch hier Hirten- und Agrargesellschaften gegen die zuvor dominierende Lebensweise der Jäger und Sammler durch.

Eine Kontinuität der heutigen Berber wird bis in die Zeit um 4000 v. Chr. angenommen, wobei die Austrocknung der zuvor fruchtbaren Wüste Sahara eine entscheidende Rolle spielte. Die Phönizier, die um 1000 v. Chr. erste Siedlungen gründeten, verdrängten in einem langwierigen Prozess die Berberherrschaften von den Küsten. Um 600 v. Chr. dominierte die Handelsmetropole Karthago die Entwicklung und sicherte sich ein weiträumiges Hinterland. Dabei geriet sie spätestens um 580 v. Chr. mit den griechischen Kolonisten auf Sizilien in immer wieder aufflackernde Konflikte, die sich an den karthagisch-phönizischen Kolonien im Westen und an der Handelskonkurrenz entzündeten. Ab 264 v. Chr. bekämpften Rom und Karthago einander in drei Kriegen, an deren Ende die afrikanische Stadt 146 v. Chr. vollkommen zerstört wurde.

Wichtige römische und punische Fundstätten

Gut ein Jahrhundert später wurde die Stadt wieder aufgebaut und bald Hauptstadt der römischen Provinz Africa. Zugleich wurde die Provinz zu einem der wichtigsten Lieferanten für Weizen und Olivenöl nach Rom. Für das Ende des 2. Jahrhunderts lassen sich erstmals christliche Gemeinden nachweisen; die afrikanische Kirche brachte wichtige Kirchenväter hervor, darunter Augustinus von Hippo. In der Spätantike erschienen neben der Sklaverei und den freien Bauern auf dem Land Formen der Bindung an den Boden, wie das Kolonat, wenngleich noch um 500 zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden wurde (Kolonenedikt des Anastasius). Dabei verschärften sich das Kolonat und soziale Konflikte, die mit Kirchenspaltungen einhergingen.

Ab 429 bzw. 439 beherrschten die arianischen Vandalen Nordafrika ein Jahrhundert lang, bis Ostrom die Region ab 533 zurückeroberte. Ende des 6. Jahrhunderts wurde Karthago Hauptstadt eines Exarchats. Um 670 fassten die muslimischen Araber Fuß und setzten sich bis 701 im gesamten tunesischen Gebiet durch. Die Berber bekannten sich zwar nach langen Kämpfen zum Islam, doch zu einer stärker egalitären Auslegung. Im Jahr 800 machte sich die Region unter den Aghlabiden erstmals unabhängig vom arabischen Großreich. Die Berber wurden dennoch zunehmend arabisiert.

Den Aghlabiden folgten, zunächst gestützt auf berberische Gruppen, die schiitischen Fatimiden ab 909, doch verlagerten sie im Zuge der Ostexpansion ihren Reichsschwerpunkt nach Ägypten, so dass sich die Region Tunesien unter den berberischen Ziriden erneut unabhängig machte. Auch das von den Aghlabiden ab 827 eroberte Sizilien machte sich weitgehend selbstständig. Es wurde ab 1061 von den Normannen erobert. 1155 kam Tunesien an die berbischen Großreiche der Almohaden und der Almoraviden, deren Herrschaft jedoch 1236 durch die der berberischen Hafsiden abgelöst wurde. 1535 bis 1574 beherrschte Spanien die Hauptstadt und die Hafsiden waren von Madrid abhängig. 1574 übernahm das dominierende Großreich der Osmanen die Herrschaft, doch löste sich diese nach und nach auf, so dass die sogenannte Herrschaft der Beys (1705 bis 1957) sich etablierte, die erst durch Frankreich als Kolonialmacht, wenn auch nicht formal, 1881 abgelöst wurde. Frankreich errichtete dann in Tunesien ein Protektorat.

Frankreichs Kolonialherrschaft endete 1956, die der Beys 1957, doch übernahm bald der autoritär regierende Bourguiba, dem 1987 Ben Ali folgte, die Macht in Tunesien. Als Letzterer 2011 gestürzt worden war, fanden in Tunesien erstmals freie, demokratische Wahlen statt, um eine verfassunggebende Versammlung zu bilden. Seither ist Tunesien eine der wenigen parlamentarischen Demokratien in der Region, wird aber immer wieder von Terroranschlägen erschüttert und leidet unter einer stagnierenden Wirtschaft.


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